Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

4. Folgen von Migrationsprozessen auf die Literatur - Kerekes Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur – gefangen zwischen Authentizität und Fiktionalität sowie ohne Aussicht auf internationalen Erfolg?

226 Kerekes, Gábor: Die moderne ungarndeutsche Literatur Publikationsverbot, dem „Silentium“ belegt, wie etwa István Örkény, Sándor Fekete, Péter Kuczka und Árpád Göncz. Letztlich war man aber auf der Seite der Partei zu der Schlussfolgerung gekommen, dass es besser wäre, den kulturellen Bereich, und so auch den der Literatur, zu befrieden. Aus diesem Grunde beinhaltete bereits im Sommer des Jahres 1957 ein Beschluss des obersten Leitungsgremiums, des Politbüros der Partei, das Prinzip, das später in Ungarn „die 3 T-s“ genannt wurde, .wobei die T-s für die ersten Buchstaben der ungarischen Wörter für „unterstützen“ („támogat“), „tolerieren“ („tűr“) und „verbieten“ („tilt“) stehen, womit die Attitüde der Macht zu einzelnen Kunstwerken bezeichnet wurde. Im Dokument hieß es: Unsere Partei- und Staatsorgane unterstützen in erster Linie die Entste­hung von Schöpfungen, die von den Fragen unserer Gesellschaft und der unmittelbaren Vergangenheit handeln. Dies war die innere Anforderung der fortschrittlichen Literatur eines jeden Zeitalters, und dieser Aufgabe sieht sich auch heute die fortschrittliche Literatur gegenüber. Die Partei und die Regierung unterstütz} ш erster Linie die Entstehung von sozia­listisch-realistischen Schöpfungen, doch helfen sie auch jeder anderen fortschrittlichen, realistischen Richtung, und bieten — wobei sie sich das Recht auf Kritik Vorbehalten — auch all jenen nicht realistischen Strö­mungen die Möglichkeit der Öffentlichkeit, die der Volksdemokratie nicht feindlich gegenüberstehen. Zugleich werden all jene Bestrebungen Zurückgewiesen, die die staatliche und gesellschaftliche Ordnung der Volksdemokratie untergraben wollen. (Autorenkollektiv 1973: 142) Die nur auf den ersten Blick als genau erscheinenden Formulierungen des Beschlusses ermöglichten aber auf Grund ihrer Ungenauigkeit in der Alltagspra­xis der Zensur einen ziemlich hohen Grad an Willkür in der Frage, welche Wer­ke zu welcher Kategorie gerechnet werden sollten. Ersonnen hatte dieses Sys­tem der 1917 als Henrik Appel in Budapest geborenen György Aczél, der 1991 in Wien verstarb. Paradox war für die Lage in Ungarn auch, dass er etwa 20 Jahre lang - von 1957 bis in die 1980er Jahre - als ein einzelner, der allerdings ein sehr gutes persönliches Verhältnis zu Parteichef János Kádár hatte, die Kulturpolitik zu einem wesentlichen Teil dominierte. Jahrzehntelang entschied Aczél in vielen Fähen persönlich, welches der drei T-s angewandt werden sollte. Aus diesem Grunde suchten viele Künsder seine Nähe, denn als Günstlinge

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