Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)
1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert
12 Krauss, Karl-Peter: Migration und Modernisierung tur seit Ausgang der dreißiger Jahre des 18.Jh.s Während Gräfin Шеопога von Batthyány Anfang der dreißiger Jahre immer wieder darüber klagte, dass die Untertanen mit ihren Abgaben im Verzug waren und dass das produzierte Getreide nur schwer verkauft werden konnte, änderte sich diese Lage im Türkenkrieg 1737—1739 grundlegend. In einem Brief von 1739 fragte sie ihren Inspektor unmissverständlich „möchte aber wißen was seithero davon und sonderlich von Getrayd zu Geld gemacht worden?“ Im gleichen Brief klagte sie, dass es gut gewesen wäre, wenn das erwirtschaftete Geld von den Gütern im Raum Siklós rechtzeitig geliefert worden wäre, denn „die Pest Linien11 werden nächstens längst der Raab gezogen, mithin die freye Communication mit allen jenseitigen [Gebieten] abgeschnitten werden.“12 Charakteristisch sind ihre Aussagen in einem Brief an ihren Inspektor von 1741, in dem sie Bezug auf ihre Güter in Transdanubien nimmt: „Daß Geld ist nicht beisammen waß ich brauche [...], alßo befleiße sich der Herr und schreibe überall [bei den Grundherrschaften] herum, daß noch wenigstens 5.000 oder 6.000 fl. darzukommen [...].“13 Selbstverständlich spielte die Ansiedlung von Untertanen im wirtschaftlichen Kalkül der Grundherren eine zentrale Rolle. Deutsche Migranten wurden dabei nicht nur zur Besiedlung dünn besiedelter Räume angeworben. Im Süden von Transdanubien wurden sogar orthodoxe Serben von ungarischen Grundherren zwangsweise umgesiedelt, damit Deutsche angesiedelt werden konnten. Das ist u.a. in der Herrschaft Deutschbohl/Bóly der Fall. So waren die beiden Dörfer Ráczpetre (heute Újpetre) und Palkan/Palkonya 1744 nur von orthodoxen Serben bewohnt. Ein Jahr später lebten dort ausschließlich Steuerpflichtige mit deutschen Namen. Dasselbe geschah in den Jahren 1745 bis 1746 in den Orten Kleinbudmer/Kisbudmér und Wiragisch/Virágos (Krauss 2003: 95—102). Doch weitere Orte folgten diesem Muster einer kurzen Unterbrechung der Siedlungskontinuität. Es versteht sich von selbst, dass diese Ansiedlungs- und Umsiedlungsprozesse nicht ethnisch konnotiert waren. Vielmehr handelte es sich um wirtschaftspolitische Entscheidungen. Denn die deutschen Ansiedler verlegten sich auf den Gewinn bringenden Getreideanbau, aber auch auf Sonderkulturen wie Wein- und Tabakanbau und produzierten agrarische Erzeugnisse marktorientiert (Kaposi 2010: 113ff.). Die serbischen Untertanen produzierten 11 Pestkordon. Einreisende Personen mussten sich einer Quarantäne und Untersuchung unterziehen. Waren und Geld wurden gereinigt und gewaschen bzw. desinfiziert. 12 MOL, BCsL, P 1314, Missiles, Brief von Eleonora Gräfin Batthyány-Strattmann an den Inspektor ihrer Güter, Johann Szabó, 13.06.1739. 13 MOL, BCsL, P 1314, Missiles, Brief von Eleonora Gräfin Batthyány-Strattmann an den Inspektor ihrer Güter, Johann Szabó, 22.08.1741.