Radek Tünde - Szilágyi-Kósa Anikó (szerk.): Wandel durch Migration - A Veszprém Megyei Levéltár kiadványai 39. (Veszprém, 2016)

1. Landschafts- und Gemeinschaftswandel als Folge von Migration - Krauss, Karl Peter: Migration und Modernisierung. Sozioökonomische Prozesse und Kulturlandschaftswandel in Transdanubien im 18. Jahrhundert

Krauss, Karl-Peter Migration und Modernisierung 13 zwar auch Getreide, aber ein wichtiges Augenmerk lag bei ihnen auf der Vieh­zucht, die den Grundherren weniger Gewinn einbrachte. Was waren die Auswanderungsursachen für die die nach Ungarn kom­menden Siedler aus verschiedenen deutschen Territorialstaaten? Hierzu geben die von Werner Hacker herausgegebenen Auswandererregesten sowie zahlreiche Aussagen in Briefen von Auswanderern eine eindeutige Antwort. Ausgewandert sind vor allem Angehörige landarmer dörflicher oder städtischer Unterschich­ten. Sie besaßen nicht selten einen landwirtschaftlichen Kleinstbetrieb, in der Regel übten sie ein ländliches Gewerbe aus, waren Weber, Schmiede, Wagner, Schuhmacher, Zimmermann, Bäcker, Metzger usf. Die Landarmut machte ihnen deshalb zu schaffen, weil in Zeiten der Agrarkonjunktur die Preise für Getreide und damit für Lebensmittel stiegen und gleichzeitig die Löhne für handwerkliche Produkte fielen (Abel 1966: 182-204). Das begehrte Land aber wurde knapp und teuer. In Ungarn hingegen lockte die Aussicht, an der Agrar­konjunktur zu partizipieren. Die Aussicht, Land zu erhalten und Bauer zu sein, bewog viele zur Auswanderung. Welches Denkschema und Sozialimage dahinter steckte, zeigt die stolze Äußerung von Johann Michael Baldauf, der von Hör- schwag bei Trochtelfingen nach Kirwa/Märiahalom ausgewandert war und der in einem Brief nach Hause schrieb: „Johann Michael Baldauf, kein Schneider mer von Herschwag, sondern ein Bauer von Kerbei“ (Kirwa, ung. Máriaha- lom).14 Endlich konnte er seinen Schneiderberuf an den Nagel hängen und Bauer sein. 3 Humankapital und Geldtransfer Auch wenn die Kolonisten in der Regel nicht reich waren, so brachten sie doch fast immer ein geringes Geldvermögen mit sich. Zusammen mit den Investitio­nen der staatlichen und privaten Grundherren führte das zu steigenden Preisen für Land und Konsumgüter. Nicht wenige Migranten erhielten nach der erfolg­ten Ansiedlung eine Erbschaft aus der alten Heimat. Allein in den Ort Ma- gotsch/Mágocs im Komitat Branau flössen Ende des 18. Jh.s nur aus dem vor­derösterreichischen Raum und den angrenzenden Gebieten Erbschaftsvermö­gen von weit über 6.000 Gulden (Teufel 1989: 132). Das entsprach dem Wert von etwa 20 stattlichen Bauernwirtschaften. Welche Folgen die Investitionen und der Geldtransfer hatten, ergibt sich aus dem Brief von drei Auswanderern aus Abthausen/Apafin im Komitat Bács-Bodrog 1791: „Wan man aber auf die 14 Staatsarchiv Sigmaringen (StAS), Ho 1 T 7 Nr. 838, Brief von Johann Michael Baldauf an seine zurückgebliebene Braut in Hörschwag, heute Landkreis Reutlingen, 18.12.1785.

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