Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Hans Hahnenkamp: Eliten der Wirtschaft im Burgenland zwischen den beiden Weltkriegen
Fa. Putsch, Pinkafeld Alexander Putsch (12. April 1836 in Pinkafeld - 17. August 1909 in Pinkafeld) Im Jahre 1877 entschlossen sich Alexander Putsch und sein Schwager, der Bäckermeister Andreas Friedrich, in Pinkafeld eine Kotzenfabrik einzurichten. Eine aufgelassene Papierfabrik, die damals im Besitz der Gutsverwaltung Pinkafeld stand, bot die notwendigen Räumlichkeiten. Der Betrieb wurde in der Folge laufend vergrößert. Um 1890 beschäftigte die Fabrik 65 Personen. Die Tuch- und Wollwarenfabrik des Alexander Putsch war die größte Tuch- und Kotzenfabrik im Odenburger Kammerbezirk. Die Erzeugnisse wurden vorwiegend nach Österreich, Rumänien und Serbien exportiert. Putsch führte für seine Mitarbeiter eine eigene Altersvorsorge ein, gab ihnen eine Teuerungszulage und beschenkte sie zu Weihnachten. Arbeiter, die 25 Jahre bei ihm beschäftigt waren, erhielten eine Prämie von 50 Kronen. Er unterstützte arme Familien. Er starb am 17. August 1909. Seine Ehe war kinderlos geblieben. Putsch wurde in Pinkafeld begraben.10 Gustav Friedrich (15. September 1887 in Pinkafeld - 31. Juli 1955 in Bregenz, begraben in Pinkafeld). Er war Generaldirektor und Mitinhaber der Firmen Alexander Putsch, Schaf- wollwaren- und Deckenfabrik in Pinkafeld, Putsch Sándor in Steinamanger, Friedrich &. Co., Säge- und Elektrizitätswerke, Holz- und Textilindustrie, Rohrbach a.d. Lafnitz sowie Präsident der Pinkafelder Spar- und Kreditbank A.G. und der Pinkafelder Elektrizitätswerke. Hatte die Firma während des Ersten Weltkrieges noch von den Heereslieferungen gut verdient, fiel nach dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich der ungarische und der Balkanmarkt aus, weshalb sich Friedrich entschloss, neben der Deckenerzeugung auch Anzugsstoffe herzustellen. 1923 gründete er außerdem eine Kotzen- und Deckenfabrik in Steinamanger, die nach der Verstaatlichung im Jahre 1945 für die Firma verloren ging. Der Schwerpunkt hatte sich auf die Erzeugung von Anzugs- und Uniformstoffen verlegt. 1928 betrug der Anteil der Deckenfabrikation nur mehr 20 Prozent. Damals waren 260 Personen beschäftigt und 65 Webstühle standen in Betrieb. Zehn Jahre später liefen 100 Webstühle und 380 bis 470 Arbeiter und Angestellte waren in zwei bis drei Schichten tätig. Einen schweren Rückschlag brachte der Zweite Weltkrieg, weil nur mehr Aufträge für die Wehrmacht und öffentliche Stellen übernommen werden durften. Friedrich engagierte sich auch in der gewerblichen Organisation, wurde bereits bei der Konstituierung des Beirates 1923 Ersatzmitglied und nach dem Tod von Ing. Plichta am 29. November 1935 Mitglied der Industriesektion im Beirat. Im Feber 1967 wurde die Produktion eingestellt und schließlich 1970 liquidiert.11 89