Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Hans Hahnenkamp: Eliten der Wirtschaft im Burgenland zwischen den beiden Weltkriegen
der Siegendorfer Zuckerfabrik. Nach der Matura an der k.u.k. Staatsrealschule am Schottenfeld in Wien, rückte Patzenhofer 1885 als Einjährig-Freiwilliger zum k.u.k. Dragoner Regiment Nr. 8 in Böhmen ein. 1886 rüstete er als Leutnant der Reserve ab und inskribierte an der Technischen Hochschule in Zürich, wo er 1889 das Diplom für Maschinenbau erwarb. 1893 trat er in die Zuckerfabrik Siegendorf als Mitarbeiter seines Vaters ein. Als dieser 1905 starb, gründete er mit seinen Brüdern Rudolf und Alfred die „Siegendorfer Zuckerfabrik Conrad Patzenhofers Söhne” und übernahm alle der Firma gehörigen Unternehmen. 1910 wurden die Brüder Patzenhofer in den ungarischen Adelsstand (Prädikat de Darufalva) erhoben. Im Laufe der Zeit brachte Patzenhofer den Betrieb zu hoher Blüte. Er erweiterte die zur Jahrhundertwende noch kleine Fabrik mit bescheidenen Verarbeitungskapazitäten von 40 Waggon Rüben pro Tag zu einem Großbetrieb mit einer Tagesverarbeitung von 250 Waggons und einer angeschlossenen kompletten Raffinerie. Dabei wurden viele Maschinen selbst entwickelt und in praktischen Betrieb genommen. Außer seiner Tätigkeit in Siegendorf und der zweiten Fabrik in Acs war Patzenhofer maßgeblich bei mehreren anderen Unternehmen beteiligt, deren Gründung, Bau und Weiterentwicklung auch in seinen Händen lagen. Zur Sichemng der Rohstoffbasis der einzelnen Betriebe erwarb Patzenhofer große Güter und Pachtungen, auf denen intensive Landwirtschaft betrieben wurde. Als führender Zuckerindustrieller der österreichisch-ungarischen Monarchie war er Vizepräsident des Vereines der Zuckerindustrie für Österreich - Ungarn und später, nach dem Zerfall der Donaumonarchie, des ungarischen Landesverbandes der Zuckerindustrie. 1921 wurde das „Zuckerimperium” Patzenhofers durch die Abtrennung des Burgenlandes von Ungarn in zwei Teile gespalten, dennoch gelang es ihm, seine Fabriken nach anfänglichen Turbulenzen weiter auf beachtlichem Standard zu halten. Nur mit großer Mühe konnte verhindert werden, dass Siegendorf das gleiche Schicksal ereilte wie die Hirmer Fabrik, die 1941 geschlossen wurde. 1945 erlitt Siegendorf Kriegsschäden. Durch unermüdliche Energie gelang es Patzenhofer, Siegendorf bis 1950 wieder auf den alten Stand und damit zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen des Burgenlandes zu machen.9 Die Zuckererzeugung wurde nach der Verschmelzung mit der Tullner Zuckerfabrik im Jahre 1983 schließlich am 31. März 1988 eingestellt. Textilindustrie Die Textilindustrie hatte im heutigen Burgenland eine lange Tradition. Vor allem in Lockenhaus, Pinkafeld und Rechnitz war dieser blühende Wirtschaftszweig stark vertreten. Später kamen noch Betriebe in Neufeld a.d. Leitha und Neudörfl a.d. Leitha, Wimpassing, Hornstein und Rudersdorf dazu. 88