Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Gernot Peter Obersteiner: Von der Monarchie zur Republik. Eliten in Politik und Verwaltung der Steiermark (1890-1945)
kreis Oststeier Ing. Franz Winkler, wenige Jahre später Vizekanzler der Republik. Einer der beiden Abgeordneten des Udeverbandes war Dr. Alois Semetz aus Eggenberg bei Graz; etwas mehr als ein Jahrzehnt später wurde Semetz in der nationalsozialistischen Gauregierung Referent für Wirtschaftsfragen. Die Landtagswahl von 1930, aus der die Sozialdemokraten als stimmenstärkste Partei hervorgingen, erweiterte die politische Positionselite jener Zeit im Lande um neue Parteien, nämlich den „Heimatblock” der Heimwehren und den „Schoberblock” von Großdeutschen und Landbund. Landeshauptmann seit 1933 war (als Nachfolger Rintelens) Dr. Alois Dienstleder, Universitätsprofessor für Ver- waltungs- und Kirchenrecht. Der Sohn armer Bauern war gelernter Buchhändler, studierte als Werkstudent die Rechtswissenschaften und wurde Landesrat und Amtsdirektor der Landesregierung. Das Jahr 1933 dominierte die „Selbstausschaltung” des Nationalrates im März und das nachfolgende Verbot des Republikanischen Schutzbundes der Sozialdemokratie, von KPÖ und NSDAP, nach dem Februaraufstand 1934 wurde auch die Sozialdemokratische Partei verboten, nachdem schon im Jänner die Arbeiterkammer zu deren Nachteil umstrukturiert worden war. Landeshauptmann-Stellvertreter Machold und seine sozialdemokratischen Kollegen in der Landesregierung wurden ihrer Ämter entsetzt, manche monatelang inhaftiert. Die Österreichische Bischofskonferenz beschloss 1933, dass Geistliche keine politischen Mandate mehr annehmen durften. Bereits im Mai 1933 hatte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß als neue Einheitspartei sämtlicher Regierungstreuer die „Vaterländische Front” gegründet, deren Landesleiter in der Steiermark zunächst Landeshauptmann Rintelen war, seit Spätherbst 1933 Alfons Gorbach. Der gebürtige Tiroler Gorbach (geh. 1898 in Imst, gest. 1972 in Graz) war Landesbeamter, Grazer Gemeinderat und von 1935 bis 1938 ständestaatlicher Landtagsabgeordneter und 1937/38 Landesrat. In der Zweiten Republik bekleidete er mehr als zwölf Jahre lang die Position des Dritten Nationalratspräsidenten, von 1961 bis 1964 war der Bundesparteiobmann der ÖVP Bundeskanzler. Der nationalsozialistische Putschversuch am 25. Juli 1934 war stark steirisch determiniert: Immerhin war Anton Rintelen als neuer Bundeskanzler vorgesehen. Der Nationalsozialismus hatte in der Steiermark zwar vergleichsweise spät Tritt gefasst (weil die vorhandenen Parteien ohnedies mehr oder weniger starke Anschlussgedanken hegten), war aber unter Walther Oberhaidacher zwischen 1931 und dem Verbot 1933 zur größten und finanziell potentesten Landesorganisation Österreichs ausgebaut worden. Außerdem hatten die Nationalsozialisten 1931/32 den radikalen Flügel der Heimwehr inhaliert, dessen Führer u. a. August Meyszner war, von 1930 bis 1933 Landesrat aus dem Landbund, der sich 1931 auch am Heimwehr-Putsch Walter Pffimers beteiligt hatte. Pfrimer, großer Rivale Rintelens, trat 1933 der NSDAP bei. Die berufsständische Mai-Verfassung der Bundesebene wurde im Herbst 1934 auch in der Steiermark umgesetzt, Dienstleder der „freiwillige Rückzug” nahegelegt 24