Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Gernot Peter Obersteiner: Von der Monarchie zur Republik. Eliten in Politik und Verwaltung der Steiermark (1890-1945)

und für ihn ein Platz im Staatsrat gefunden. Sein Nachfolger als Landeshauptmann wurde Dr. Karl Maria Stepan (vom Bundespräsidenten ernannt), die Landesregie­rung bestand zusätzlich aus dem von Stepan bestimmten Landesstatthalter (= Lan­deshauptmann-Stellvertreter) Barthold (Graf) Stürgkh, zugleich stellvertretender Führer des steirischen Heimatschutzes, sowie den fünf Landesräten Josef Hol­lersbacher (zugleich 2. LH-Stv.), Viktor Kollars (Ostmärkische Sturmscharen), Dr. Peter Krauland, Peter Krenn (Freiheitsbund der VF) und Friedrich Pribitzer (als Nachfolger des zum Justizminister ernannten Egon Berger-Waldenegg vom „Heimatschutz”). Der Bauernsohn Hollersbacher war seit 1919 christlichsoziales Mitglied des Nationalrates gewesen und trat 1933, obwohl nicht Mitglied des Landtages, an die Stelle des abgetretenen Bauembunddirektors Pfarrer Zenz. Hol­lersbacher wurde der neue Bauemführer der Steiermark und wandelte den Katho­lischen Bauernbund in ständischem Sinne um. Dr. Peter Krauland, 1. Sekretär der Arbeiterkammer, Mitglied der katholischen Studentenverbindung „Austria” (ge­meinsam u. a. mit Friedrich Funder), fungierte in der Landesregierung als Finanz­referent. Überhaupt hatte Stepan - selbst Mitglied bei der „Carolina” - bevorzugt Mitglieder des Carteilverbandes in wichtige Positionen berufen. Alfons Gorbach war ebenso „Caroline” wie Sozialminister Josef Dobretsberger und Stepans Kurz­zeit-Nachfolger als Landeshauptmann vor dem Anschluss, Rudolf Trümmer. Der neue, nicht mehr demokratisch zu nennende Landtag umfasste 36 vom Lan­deshauptmann auf sechs Jahre ernannte Mitglieder in folgenden „Kurien” (1935): „Kirchen- und Religionsgemeinschaften” (drei, darunter der Propst von Vorau Pros­per Berger und der evangelische Pfarrer von Ramsau Jakob Emst Koch), „Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesen” (zwei, ein Volksschullehrer und der Direktor eines Realgymnasiums), „Wissenschaft und Kunst” (eines in Person von Univ.-Prof. Dr. Dobretsberger), „Land- und Forstwirtschaft” (14, darunter Kunata Kottulinsky, Landesführer-Stv. des Osterr. Heimatschutzes und Erster Vizepräs. des Stmk. Land­tages; OR Anton Pirchegger, 1934-1938 Landtagspräsident; Dr. Franz Meran, Groß­grundbesitzer in Stainz; Josef Krainer, Obmann des Landarbeiterbundes), „Industrie und Bergbau” (sechs, damnter Präsident Peter Reininghaus, Gewerke Ludwig Mayer aus Rottenmann und vier Arbeiter), „Gewerbe” (drei, darunter der Grazer Hotelier Dr. Herbert Wiesler, ein Friseur und ein Schriftsetzer), „Handel und Verkehr” (drei, darunter zwei Kaufleute sowie der Gewerkschaftssekretär Karl Leskovar), „Geld-, Kredit- und Versicherungswesen” (zwei, damnter der Generaldirektor der Stmk. Sparkasse Dr. Heinz Poschacher), „Freie Berufe (der Rechtsanwalt und Vizepräsident der Bauemvereinskasse Dr. Adolf Enge) und „Öffentlicher Dienst” (Dr. Alfons Gor­bach, Administrationsrat, Landesleiter der Vaterländischen Front). Für die Spitzenbeamten im Amt der Steiermärkischen Landesregierung war die neue politische Situation offenbar kein Bruch in den jeweiligen Biographien und Karrieren, sieht man von der Umbenennung des „Landesamtsdirektors” in 25

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