Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Alois Ruhri: Kontinuität und Wandel in den Führungsschichten der Diözese Seckau 1867-1945

haupt nur ein einziger Verein diese Bedingungen ab, das war der vor allem auf univer­sitärem und akademischem Boden angesiedelte Cartellverband. Von diesem seien die genannten Bedingungen als übertriebene Klerikalisierung empfunden worden. Frauen als kirchliche Führungskräfte Ein anderes aktuelles Thema der Zeit war und ist die Rolle der Frau in der zu­mindest nach außen stark männerorientierten katholischen Kirche. Hat sich an diesem Rollenbild in dem vorgebenen Zeitraum 1867-1945 etwas geändert? Im Mittelalter waren es vor allem Frauen aus dem Hochadel gewesen, die gestalterisch in der Kirche in Erscheinung traten. Zwei seien hier exemplarisch genannt: Hemma von Gurk als Mitbegründerin des Stiftes Admont und die ariboni- sche Pfalzgräfin Adala als Gründerin des Frauenstiftes Göß. Auch im 19. Jahrhun­dert gab es in der Steiermark Kloster- und Vereinsgründerinnen. Ihr gesellschaft­liches Erscheinungsbild ist aber ein völlig anderes. Nun sind es Frauen nicht nur aus dem Kreise des Hochadels, die die steirische Kirche mit gestalten, nun kom­men diese Frauen aus allen Bevölkerungsschichten. Es ist nicht mehr nur finanzielle Potenz gefragt sondern soziale Kompetenz und Willenskraft. Unter diesem Aspekt sei auf die kirchlichen Karrieren von drei Frauen aufmerksam gemacht, die zwar aus verschiedenen Milieus stammten, aber als Klostergründerinnen in Erscheinung traten und mit ihren Gründungen das Bild der Diözese Seckau nachhaltig prägten. Als erste sei genannt Antonia Franziska Lampl, die Gründerin des Frauenor­dens der „Grazer Schulschwestern”. Fampl, 1807 geboren, entstammte einer Fürs­tenfelder Bürgerfamilie und war als Lehrerein an einer Mädchenprivatschule in Graz tätig. Die Klostergündung erfolgte zwar bereits 1843, den großen Aufschwung erlebte die Kongregation aber erst in Folge der Schulgesetze von 1867, nachdem der Kirche die Kompetenz über das niedere Schulwesen genommen worden war. Die Kirche reagierte darauf mit der Gründung zahlreicher, von Schulschwestern geleiterer Privatschulen. 1890 gab es in der Steiermark 137 Schulschwestern, auf­geteilt auf ein Mutterhaus in Graz-Eggenberg und 12 über die Steiermark verteilte Filialinstitute. 1938 waren es 594 Schwestern in 25 Niederlassungen in Steiermark, 2 in Kärnten, 4 in Wien, 12 in Jugoslawien und 9 in Brasilien. Zahlenmäßig noch beeindruckender ist die Entwicklung der Frauenkongregation der „Barmherzigen Schwestern” in der Steiermark. Als Gründerin der steirischen Nie­derlassung gilt die 1815 in Graz geborene Maria Josefa Gräfin Brandis. Gemeinsam mit fünf jungen Frauen machte sie als Novizin der Barmherzigen Schwestern in München ihre Ausbildung für den Krankendienst. 1841 erwirkte sie die Erlaubnis zur Niederlassung des im Sozial- und Krankendienst tätigen Ordens in Österreich. Schon im selben Jahr übernehmen die Barmherzigen Schwestern die Krankenpflege im 1788 gegründeten Allgemeinen Zivilkrankenhaus in Graz. Die Betreuung und Leitung weiterer Krankenhäuser in der Steiermark folgen. Geradezu „modern” hört sich eine 130

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