Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)
Alois Ruhri: Kontinuität und Wandel in den Führungsschichten der Diözese Seckau 1867-1945
Alois Ruhr i (Graz) KONTINUITÄT UND WANDEL IN DEN FÜHRUNGSSCHICHTEN DER DIÖZESE SECKAU 1867-1945 Die Diözese Graz-Seckau - bis 1963 offiziell Diözese Seckau - ist abgesehen von geringen Abweichungen territorial identisch mit dem Bundesland Steiermark. Die heutigen Diözesangrenzen resultieren aus einer Diözesanregulierung im Jahre 1859, wobei nach dem Frieden von St. Germain 1919 in Anpassung an die politischen Gegebenheiten eine Nachjustierung notwenig war. Der Wortlaut des Referatthemas „Kontinuität und Wandel in den Führungsschichten der Diözese Seckau 1867-1945” besagt, dass es das Ziel des Vortrages ist, innerkirchliche Entwicklungen und Vorgänge aufzuzeigen, die Einfluss auf die Führungsstruktur der Diözese hatten. Es geht also nicht vorrangig um das viel strapazierte Wechselspiel von Staat und Kirche bzw. „Thron und Altar”, sondern die Fragestellung des Referates zielt auf die Darstellung innerkirchlicher, auf die Diözese Graz-Seckau beschränkter Entwicklungen. Es geht darum herauszuarbeiten, wie die katholische Kirche in der Steiermark als Ganzes und wie einzelne Gruppen und Gruppierungen in der Kirche auf das Aufkommen alternativer Sinnstiftungsangebote wie des bürgerlichen Liberalismus oder des Sozialismus reagierten. Es geht darum herauszuarbeiten, ob sich angesichts der fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft katholische Sondergesellschaften entwickelt haben. Im 1980 erschienenen katholischen Soziallexikon wird Katholizismus „als die in der Welt... wirksame Erscheinung des katholischen Glaubens” beschrieben. Dieser Katholizismus ist getragen von „identifizierbaren sozialen Gruppen und Einzelpersonen, die nicht mit der verfassten Kirche und ihren leitenden Amtsträgem identisch sein müssen”. Wandel in der sozialen Herkunft der Diözesanbischöfe und des Klerus Wenden wir uns zunächst der im zitierten Soziallexikon angesprochenen „verfassten Kirche und ihre leitenden Amtsträger” zu. Hier ist unbestritten eme große Kontinuität, festgeschrieben im Kirchenrecht, feststellbar. An der Spitze der Diözese stand der Diözesanbischof. Es waren dies in der Zeit 1867 bis 1945 die Bischöfe Johannes Zwerger (1867-1893), Leopold Schuster (1893-1927) und Ferdinand Pawlikowski (1927-1953). Dem Bischof standen in der Leitung der Diözese das so genannte Konsistorium und das Domkapitel beratend zu Seite. Die Seelsorgestruktur war untergliedert in rund 340 Pfarren. Auch diese Struktur mit den übergeordneten Dekanaten und darüber den Kreisdekanaten veränderte sich nicht nennenswert. Diese äußerliche Starre kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen,, dass es gleichzeitig sehr wohl einen inneren Strukturwandel gegeben hat, ja, dass 125