Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Sándor Szakály: Die ungarische Militärelite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

zu Österreich angeschlossenen Gebiet 1%. (Aus den Gebieten, welche an Italien bzw. Polen abgetreten wurden, ist der Prozentsatz verschwindend gering) Ich denke, dass diese Daten beim Verstehen der Einstellung, der Führung der ungarischen königlichen Armee bzw. des gesamten Offizierskorps gegenüber der Revisionsfrage, helfen können. Dadurch wird es auch verständlicher, dass das Heer nicht nur Unterstützer, sondern zum Teil auch Sprecher bzw. Antreiber der Revisions-Politik zur Rückge­winnung der verlorenen Gebiete war. Bei der Frage der Abstammung dürfen wir auch die bis zum heutigen Tage immer wieder aufkommende Meinung (vor allem in Zeitungs-Publikationen aber zuweilen auch in der Geschichtsschreibung) nicht vernachlässigen, nach welcher auch die Zugehörigkeit zu der jeweiligen nationalen Minderheit (vor allem der deutschen) entscheidend war für die Rolle Ungarns im Zweiten Weltkrieg. Auf Grund der uns vorliegenden Daten können wir jedoch feststellen, dass sämtliche militärischen Befehlshaber sich als Ungarn bekannten, und zwar schon bereits zu Zeiten der Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie. Auch wenn man anhand des Geburtsortes oder Geburtsnamens, der schon als Kind angewendeten Sprache, usw. über viele sagen könnte, dass sie in deutschen, kroatischen, serbi­schen, usw. Familien geboren sind. Diese Frage ist deswegen von Bedeutung, weil - vor allem in den Jahrzehnten nach 1945 - man die Rolle Ungarns im Zweiten Weltkrieg, die Teilnahme des Landes am Krieg, das Ausharren bis zuletzt usw. der deutschen Abstammung des General- bzw. Offizierskorps zuzuschreiben versuchte. Diese Meinung, welche auch schon während der Zeit der zwei Weltkriege (in Anlehnung an Dezső Szabó, Endre Bajcsy-Zsilinszky und andere) aufkam, wurde ab der zweiten Hälfte der 1940er Jahre immer wieder betont. Dabei bezog man sich auf eine Zusammenstellung von nach 1945 von Domokos Szentiványi, welche auf einer Familiennamenanalyse basierte. Hier sollte es „erwiesen” sein, dass die Obere Heeresleitung „schwäbischer” Abstammung sei. Diese These wurde später auch durch die Memoire von Vilmos Nagy, später auch durch die von Kálmán Shvoy bzw. Gyula Kádár unterstützt. Weitere Unterstützung hierfür sind auch zahlreiche Schriften des Literarhistorikers István Nemeskürty. Die Frage ist nur, warum die „Prüfer” nur die Namen der Väter mit einbezo­gen? Des weiteren, warum Personen, bei denen eine Namensänderung zwei Ge­nerationen her war, nicht „überprüft” wurden, bzw. warum jene Personen, deren Beurteilung „nach 1945 positiv ausfiel” ausgelassen wurden. Bei Ferenc Szombathelyi, Gusztáv Jány, Károly Beregfy wurde die schwäbische Abstammung fast immer angeprangert (und wird zuweilen immer noch), jedoch hören wir diese Anschuldigungen nicht bei dem mütterlicherseits ebenfalls schwä­bisch stämmigen Vilmos Nagy, aber auch bei Lajos Csatay, Kálmán Révy, István 119

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