Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Hans Hahnenkamp: Eliten der Wirtschaft im Burgenland zwischen den beiden Weltkriegen

den Kellnerberuf. 1912 heiratete er eine Frauenkirchener Gastwirtin und nahm deren Familiennamen (Kobor) an. 1913 eröffhete er in Frauenkirchen ein Kino. Er trat der Christlichsozialen Partei bei, und der angesehene Gastwirt und Kinobesitzer wurde 1923 (bis 1927) und dann 1929 (bis 1931) zum Bürgermeister gewählt. Er engagierte sich neben der Kommunalpolitik auch bei der Vertretung der gewerb­lichen Interessen, gründete ein Fachgremium der burgenländischen Kinobesitzer und wurde 1934 Mitglied der Landesleitung und Bezirksleiter des Österreichischen Gewerbebundes innerhalb der Vaterländischen Front. Im selben Jahr wurde er auch als Vertreter des Handels und Gewerbes des Neusiedler Bezirkes in den Ständischen Landtag berufen und 1937 zum Kammerrat der Burgenländischen Handelskammer ernannt. Im Feber 1938 entging er knapp einem Attentat, das vermutlich National­sozialisten verübten. Im März 1938 verlor er alle politischen Funktionen. Nach 1945 schloss er sich der ÖVP an, wurde Präsident des „Verbandes der bur­genländischen Lichtspieltheater” und Kammerrat der Handelskammer, 1950 auch ge- schäftsfiihrender Obmann der Sektion Fremdenverkehr, 1954 übernahm er wieder das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde. 1958 beendete der Tod seine Laufbahn.26 Handwerk Michael Koch (4. Oktober 1877 in Mattersburg - 16. Oktober 1941 in Mattersburg) Wie sein Vater erlernte Koch das Maurerhandwerk. In Wien machte er einen Werkmeisterkurs, mit dem er die Grundlagen für seine spätere Tätigkeit als Mau­rerpolier bei einer Wr. Neustädter Firma (1899-1918) erwarb. 1919 gelang es ihm, sich als Maurermeister selbständig zu machen und einen florierenden Betrieb auf­zubauen. Schon damals war er der Christlichsozialen Partei beigetreten und hatte sich - im Gegensatz zu vielen seiner Parteifreunde - sehr für den Anschluss Deutsch- Westungams an Österreich hervorgetan. Dies bewirkte, dass ihn die Bundespar­teileitung 1922 in die Verwaltungsstelle für das Burgenland entsandte; gleichzeitig wurde er Mitglied des Landesparteivorstandes der Christlichsozialen Partei. Von 1922 bis 1934 gehörte Koch dem Burgenländischen Landtag an und war in der letz­ten Phase dieses Gremiums (1933/34) dessen Präsident. Er war einer der „starken Männer” des Christlichsozialen Klubs. Die Sozialdemokraten sahen in ihm einen der härtesten Gegner, doch war er als verlässlicher und zutiefst demokratisch ein­gestellter Politiker immer der entscheidende und allseits geschätzte Verhandlungs­partner. 1924 bis 1930 gehörte er der Landesregierung als Landesrat für Gewerbe und Gemeindeangelegenheiten an, war aber über diese Position hinaus die „graue Eminenz” der CsP-Politik im Burgenland. In den Dreißigerjahren wurde der „alte Löwe” von den aufstrebenden „Jungen” immer mehr auf Ehrenämter - weg von der eigentlichen Macht - abgedrängt. 1934 wurde Koch zwar wieder in den Land­tag (Vertreter des Gewerbes) entsandt und hatte das Amt des Präsidenten inne, doch hatte dieses Gremium kaum mehr echte politische Macht. Seine politische 101

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