Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf 2007 in Kőszeg 3. bis 6. Juli 2007 (Szombathely, 2014)

Hans Hahnenkamp: Eliten der Wirtschaft im Burgenland zwischen den beiden Weltkriegen

„Hausmacht” hatte Koch im Mattersburger Bezirk (er war ab 1922 Vizebürger­meister und ab 1931 Bürgermeister von Mattersburg) und im Gewerbe bzw. in Wirt­schaftskreisen. So wurde er 1923 bis 1937 Vizepräsident des Beirates für Handel, Gewerbe und Industrie (später Wirtschaftskammer) und während des Ständestaates Obmann des Landesgewerbeverbandes und des Österreichischen Gewerbebundes (Landesgruppe Burgenland) der Vaterländischen Front. 1938 wurde er - nur mehr für wenige Wochen - Präsident der Wirtschaftskammer. Im März 1938 verlor Koch alle Ämter, wurde unter Hausarrest gestellt, dann von der Gestapo vorgeladen und zu einer formellen Loyalitätserklärung für das Deutsche Reich gezwungen. Bis zu seinem Tod lebte er nun völlig zurückgezogen als Privatmann.27 Johann Pehm (9. August 1898 in Neudörfl/Leitha - 3. Juli 1961 in Neudörfl/Leitha) Sein Vater besaß eine Schmiede in Neudörfl und auch Pehm erlernte diesen Beruf, nachdem er die Handelsschule in Wr. Neustadt besucht hatte. 1915 rückte er freiwillig zum Kriegsdienst bei der Kavallerie ein, von dem er 1918 als Unter­offizier nach Hause kam. Er arbeitete nun im Betrieb des Vaters, legte 1921 die Meisterprüfung ab und übernahm nach dem Tod des Vaters 1929 den Betrieb. Schon in jungen Jahren war er der Christlichsozialen Partei beigetreten und als Führer dieser Partei Vizebürgermeister in Neudörfl von 1923 bis 1934. Gemeinsam mit seinem Ortspfarrer Michael Gangl gründete er 1926 den „Spar- und Darle­hensverein Neudörfl” und wurde deren erster Obmann. Später schloss er sich der Heimwehr an, deren Bezirksleiter für Mattersburg er 1925 wurde. Nach dem Tod von Anton Schreiner rückte er 1932 als Bezirksmandatar in den Landtag nach, wo er bis zum Ende der Legislaturperiode im Herbst 1934 als Sprecher der gewerbli­chen Wirtschaft blieb. Während des Ständestaates war Pehm 1934 bis 1938 Bür­germeister von Neudörfl, wurde dann von den Nazis abgesetzt und in den fol­genden Jahren mehrmals - als bekannter Gegner des Regimes - von der Gestapo verhört und zuletzt auch im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 verhaftet. 1945 half er beim Aufbau der ÖVP, wurde bis Ende 1954 wieder Vizebür­germeister seines Heimatortes und widmete sich voll seiner Standesvertretung: 1946 wurde er wie vor 1938 Landesinnungsmeister der Schmiede (bis 1959) und Obmann der Gewerbesektion der Wirtschaftskammer (bis 1959), sowie 1950 stell­vertretender Bundesinnungsmeister der Schmiede (bis 1955). Für kurze Zeit, 1947 bis 1949, zog er als Vertreter des Burgenlandes in den Bundesrat. Seinen Privat­betrieb hatte er inzwischen zu einem der führenden Unternehmen seiner Branche in der Region ausgebaut, wobei er über das eigentliche Schmiedehandwerk hinaus einfache Landmaschinen, Anhänger für Traktoren und unmittelbar nach dem Krieg sogar Lastkraftwagen durch Umbauten erzeugte. 1959 legte er sein Gewerbe zurück und ging in den Ruhestand.28 102

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