Marcu-Istrate, Daniela - Rusu, Adrian Andrei - Szőcs Péter Levente (szerk.): Arhitectura religioasă medievală din Transilvania 3. (Satu Mare, 2004)

Tóth Sándor: Hatkaréjos rotundáink

Die Rotunde von Karosa könnte aber noch früher, in der Zeit um 1100 entstehen: die Verehrung der Antiochener Märtyrerin hat der Bruder von König Koloman (1095-1116), Herzog Almos gefördert, der ihr zwei wichtige Stiftungen (Dömös, Meszes) weihte, und auch Jerusalem bereiste. Für diese — allerdings nicht frühere - Zeit kann auch ein anderer, in Bezug auf Gerény gleichfalls gültiger Umstand sprechen: jene grenzennahe Gegend, wo beide Ortschaften liegen, bekam in der ungarischen Aussenpolitik - durch Feldzüge und Heiraten - erst um 1100 dauernd eine wichtige Rolle. Dieser Umstand lenkt die Aufmerksamkeit auf Kroatien bzw. Dalmatien, die eben in jener Zeit unter die Herrschaft der ungarischen Könige kamen. In Dalmatien kennt man die Überreste von etlichen Sechspasskirchen, die aber nach aussen hervortretenden Konchen und - laut dem Zeugnis des einzigen erhaltenen Beispiels - einen runden Tambur hatten. Doch gibt es dort auch ein solcher Sechspassbau, der mit seinem sechseckigen Tambur unter den bekannten Parallelen am nächsten zur Rotunde von Gerény kommt, unabhängig davon, dass aussen auch sein Haupteil sechseckig ist: das wahrscheinlich altchristliche Baptisterium in Zar a (Zadar), in jeder Stadt, wohin König Koloman 1105 einmarschierte. Von hier könnte man vielleicht auch ohne die Kenntnis von Milet zur miletischen Form gelangen. In Konstantinopel, wo Herzog Almos auch verkehrte, bzw. in Istanbul sind Überreste von Bauten mit sechspassförmigen Grundriss, etwa aus dem 5. Jahrhundert, aufgedeckt worden, die man als Prototypen aller bisher erwänten Beispiele auffassen kann. Einen von diesen Resten, der, dicht am Hippodrom, als Teil einer Badeanlage bezeichnet wurde, hat man nachher in einer Grundrisszeichnung als eine Sechsapssrotunde vorgezeigt. Das ist aber nicht genug, um einen direkten Einfluss von Konstantinopel auf unsere vier Rotunden wahrscheinlich zu machen. Auch der kleinste der Konstantinopler Beispiele — der letztgenante — ist nämlich erheblich grösser als diese sind (äusserer Durchmesser etwa 15, bzw. 7,7-9,5 m). Die Rotunde von Milet und das Baptisterium von Zara sind in dieser Beziehung unseren Bauten ähnlicher (dasselbe Ausmass 8,5, bzw. 10,5 m), und das letztere steht in seinen Höhenabmessungen zur Rotunde von Gerény besonders nahe (bis zur Kämpferlinie der Konchen und zum mittleren Gewölbeschluss annähernd 4, bzw. 9 m). Unsere Rotunden sind also wahrscheinlich die isolierten Varianten von solcher Annexbauten. Doch lässt sich der Zusammenhang dieser Rotunden mit den - antipodischen - Personen von König Koloman und Herzog Almos und mit ihrer Zeit nicht einwandfrei begründen. Fest steht nur, dass die Rotunde von Karcsa 1187 bereits stand, und die von Kolozsmonostor mehrere Jahrzehnte nach diesem Datum gebaut wurde. Im Falle von Kiszombor ist wahrscheinlich auch der Originalplan nicht älter als dieses Datum - und die Sache von Gerény soll hier in der Schwebe bleiben. Hatkaréjos rotundáink 41

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