Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
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Die Entmythisierung des (karpa ten)deutschen Bildes 545 welches auch trotz des Magyarisierungszwanges Identität und Eigenartigkeit behielt: „Wir sehen aber täglich, dass das Volk, welches unter Magyarisierung leidet, ein besonders tüchtiges Volk ist. Ohne diese Fähigkeit müßte es schon verdummt und verarmt werden... und das unsystematische Töten der Neuzeit schaffte es nicht, den slowakischen Menschen zum Tier zu erniedrigen. Wir können mutig behaupten, dass das deutsche Volk so einem Druck nicht widerstehen könnte. Wir kennen Beispiele vom Deutschen, der nur vom fremden Element umgeben und nicht unterdrückt ist, seine Tracht, seine Liederworte verliert, und wenn er seine Sprache behält, diese zu einem armseligen Kauderwelsch wird...“41 Die Urteile über das schwachgewordene Deutschtum tauchen mit Regelmäßigkeit in verschiedenen Phasen Vajanskys publizistischen und vor allem literarischen Schaffens auf. Diesen wichtigen Faden der deutschen Imagedarstellung bei den slowakischen Schriftstellern wiedertreffend,42 findet der Leser entsprechende Aussagen ebenfalls in seinen literaturkritischen Studien und Rezensionen, welche in slowakischen Literaturzeitschriften und -Zeitungen von 1868 bis zu seinem Tod veröffentlicht wurden. Wie Húrban, aber differenzierter, verglich Vajansky das slowakische Nationalleben unter deutscher und ungarischer Herrschaft. Im Aufsatz Literarische Tätigkeit äußerte er sich zu diesem Problem: „In den deutschen Zeiten blitzte das klare Licht des germanischen Geistes durch, welcher, obgleich in vielen Hinsichten dem slawischen Wesen widerstehend, in der Seele des Jünglings schöngeistige Gedanken anzündete. Das Germanentum verursachte nicht so viel Haß gegen unsere Eigenartigkeit, zeigte uns große Vorbilder, öffnete die Tür der Wissenschaften. Aber, mein Gott, von was öffnet das gegenwärtige Magyarentum die Tür? Ist es denn nicht eine Karikatur?“43. Die germanische Herrschaft unterdrückt den Körper, die Gedanken bleiben aber frei und entwickeln sich sogar weiter. Vajansky gestand dies den Deutschen als Positives eindeutig zu. In Vajanskys Romanen und Novellen tauchten deutsche Charakterbilder (Reichs- und Karpatendeutschen) an mehreren Stellen auf. Ohne idealisiert zu sein, waren seine deutschen Gestalten nicht mehr so krampfhaft negativ wie in früheren Schriften. Der Deutsche von Vajansky blieb eine kühle Figur, die sich mit dem Slawe aber gut ergänzt „Damit aus 41 Vajansky, S. H.: Umenie a vyvin (Kunst und Entwicklung), Národnie noviny XV, Nr. 35,22.3.1884. 42 s. die ähnlichen Anmerkungen Záborskys über Volksdichtungs- und Sprachverluste. 43 VAJANSKY, S. H.: Literárna cinnost, in: Národnie noviny X, Nr. 51 v. 3. Mai 1879.