Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

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Die Entmythisierung des (karpa ten)deutschen Bildes 535 Auffassung verdient umso mehr Aufmerksamkeit, dass er sich ansonsten allseitig destruktiv und erbittert äußerte. Seine Erfahrungen in Halle verarbeitete Záborsky im Eigenen Lebenslauf (1869)20. Der Autor stellte hier seine Beobachtungen der Binnendeutschen und ihres Landes dar, wobei er sich auf die Beschreibung der einfachen Gesellschaftsschichten konzentrierte. Er bewunderte beim deutschen Volk seinen Bildungsstand, welchen er auch bei den ärmeren Schichten hoch schätzte. Er verglich diese Verhältnisse mit dem damals miserablen Niveau in der Slowakei und hoffte auf eine baldige Wende: „Das Volk nimmt arme Nahrung zu sich, aber Du wirst Dich über seinen gebildeten Geist wundem. Die Aufklärung, gepflegt in Schulen und unterstützt durch die vielen verbreiteten Bücher, umarmte die ganze Nation, setzte sich auch in den untersten Gesellschaftsklassen durch. Ich sah einen Hirt, der hinter seiner Schafherde ein Buch las. Unsere tierisch unwissende Dummköpfe triffst Du dort nicht. Wenn ein Bauer im Gasthaus sein Bier trinkt, greift er gleich nach einer Zeitung.“ (S. 366). Záborskys Verzweiflung über das slowakische Bildungsniveau verstärkte seine Bewunderung und seinen Neid. Als Folge der harten Gesetze der ungarischen Regierung verloren gerade in seiner Zeit die Slowaken ihr eigenes Nationalschulwesen, was ihn zutiefst beunruhigte. Ungarisch ersetzte Slowakisch als Unterrrichtssprache. Die meisten Kinder hörten nach der Primarstufe mit der Schule auf. Junge Slowaken, welche sich weiterbilden wollten, wurden oft von das Sekundarschulwesen nicht zugelassen, oder davon abgeraten. Falls sie trotzdem in Gymnasien aufgenommen wurden, waren sie gezwungen, ihre slowakische Identität abzulehnen. Aber die musterhafte Volksbildung der Binnendeutschen, wie ihre Wirtschaftstüchtigkeit hatte für den Pfarrer Záborsky die Vernachlässigung der Religion als Kehrseite: „Der Deutsche kümmert sich nur darum, dass er viel kennt und dass er sich in einem würdigen Gewand zeigt. Die Handwerker erledigen am Sonntag hemmungsvoll auch die lautesten Arbeiten und auf dem Feld schafft, wer will.“ (366-367). Die Slowaken sollten auch, beim Lernen der deutschen Lektion, sich von einer anderen, negativen Entwicklung hüten: „Das Volk dichtet nicht, sondern singt aus den Büchern, falls es überhaupt singt. Da sieht man, dass mit der Bildung die Volksdichtung verschwindet“ (S. 366). Die binnendeutsche Volksdichtung erlitt nach Záborsky unter dem Einfluss der Bildung einen 20 ZÁBORSKY, J.: Vlastny zivotopis (Eigener Lebenslauf). In: Jónás Záborsky. Bd. II., Bratislava 1989.

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