Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
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532 Marcela Semanáková, Dominique Soulas de Russel Vorstellungen, welche nun aber im vorigen Jahrhundert über diesen Raum wahrscheinlich in ganz Europa herrschten, und das nicht ohne Grund. Ungarn und Sibirien, das war gleich. Sie kannte und sah dort nichts, außer Pußta und Ochsen, ... von welchen man in ganz Deutschland spricht. Das ungarische Volk14 war in ihren Vorstellungen eine rohe, wilde Menschenmischung, da sie angeblich von Augenzeugen hörte, dass sie in fettem Pelz bekleidet seien, ihre Haare schmieren, Speck essen, in unterirdischen Löchern und Höhlen leben, oft Räuber sind und ähnliche Vorstellungen.“ (S. 207). Die Verzerrungen der Vorstellungen von anderen Ethnien, die durch mündliche Weitergaben und semiotischen Verschiebungen verursacht wurden, waren nach Kollárs Erfahrung mit logischen Argumenten und Gegenbildem schwer widerlegbar15 16: „Vergeblich versuchte ich ihr diese Vorurteile aus dem Kopf zu schlagen. Sie riet mir, entweder Professor10 in Jena zu werden oder mich dort um eine andere Stelle zu bewerben, weil solange sie lebt, werde sie nicht zulassen, dass ihre geliebte Tochter nach Ungarn ziehe ...“ (ebd.). Kollár empörte sich im Traktat Über die literarische Wechselseitigkeit zwischen verschiedener Stämme und Mundarten der slawischen Nation (1836) über die Aussagen mancher binnendeutschen Gelehrten und Literaten gleichfalls, besonders über die schnellen Urteile, die sie über das Slawentum aussprachen, ohne es näher zu kennen: „Rotteck nennt in seiner Allgemeinen Geschichte Russisch eine Knechtsprache und ich bin mir sicher, dass er nicht mal drei Wörter Russisch kennt. Fallmerayer in Moreys Geschichte hält die Slawen von Natur her für unedler als die Germanen, weil sie sich ... mit Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Schiffsverkehr beschäftigen und nicht mit Krieg und Raub...“ (S. 305)17. All dieses motivierte Kollár, gegen diese Verkenntnis der slawischen Kultur anzugehen, sich in eine Art aufklärerischen Kampf zu werfen. Wie Caplovic, sah er im Unwissen einen der Grundpfeiler von Verstimmungen. Kollár folgte auch Herders Beispiel der Völkerstimmen in den Liedern (Bd. I, 1778, Bd. П, 1779) und widmete sich der Sammlung von slowakischen Volksliedern. Die Früchte dieser Tätigkeit stellen die unter “ungarischem Volk” verstand man alle Nationalitäten, die zu dieser Zeit im Ungarischen Königreich lebten. 15 vgl.: Dutu, A.: Die Imagologie und die Entdeckung der Alterität, in: Kulturbeziehungen in Mittel-und Osteuropa im 18. und 19. Jahrhundert. Hrsg. v. Kessler, W., Rietz, H., Robei, G„ Berlin 1982, S. 257. 16 Er wurde es an der Universität Wien. 17 Kollár, J.: O literárnej vzájomnosti medzi rozlicnymi kmenmi a náreciami slovanského národa In: Paniüti z mladsích rokov zivota (Erinnerungen an die früheren Lebensjahre). Bratislava 1972, S. 308.