Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)
Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Contacte culturale în prezentarea muzeografică / Kulturkontakte in der musealen Präsentation / Kultúrák találkozásának múzeumi ábrázolása
528 Marcela Semanáková, Dominique Soulas de Russel Zusammenlebens im Vielvölkerstaat aus: die braven Ungarn beschäftigen sich fast ausschließlich mit dem Ackerbau, der Viehzucht; die fleißigen Deutschen mit dem Handwerk und dem Handel, teilweise mit dem Bergbau und der Landwirtschaft; die Rumänen sind auch Landwirte und teilweise Bergwerkarbeiter; die Sláwonen [Kroaten] bauen ihre Felder an und handeln, der scheue Russnake (Ruthene, Ukrainer) arbeitet auf dem Feld. Nur der Slowake beherrscht alle dieser Tätigkeiten“9. Er schwärzte die Karpatendeutschen nicht besonders an; bei Gelegenheit solidarisierte er sie sogar mit den Slowaken. So vertrat Caplovic die Ansicht, dass die Ungarn ihren Fortschritt vor allem den Slowaken und Deutschen zu verdanken haben: „Dazu nur soviel: wenn es möglich wäre, die Slowaken und Deutschen nur für zehn Jahre aus dem ungarischen Land zu entfernen, würden die Ungarn bittere Folgen davon tragen müssen.“ (S. 227). Bei seiner ethnographischen Erfassung der Slowaken in Ungarn schilderte er in humorvoller Weise den wichtigen Prozess der kulturellen Anpassung: „Die Slowaken übernehmen leicht auch die fremden Gewohnheiten. Ich nenne ein Beispiel aus Banská Bystrica (Neusohl), wo ein gewisser Drechsler, geborener Slowake ... ganz eingedeutscht wurde ... Er hat auch sein Äußeres germanisiert, sein Körper streckte sich aus, wurde hager, seine Wangen sind eingefallen, die Beine entsprechend dünn, der Zopf ellenlang.“10 11. Caplovic ist der Mythograph der Entschärfung. Gleich am Anfang vom Beweis, dass die Slowaken in Ungarn Engländer sind, halb Emst, halb Scherz (1819), bedauerte er die Tendenz der binnendeutschen Schriftsteller und Publizisten, die Slowaken und allgemein die Slawen negativ, sogar herablassend darzustellen: „Viele deutsche Schriftsteller brachten über sie [die Slawen] in ihren mehr oder weniger gelesenen Schriften viele ungerechte und teilweise auch geschmacklose Urteile“ (S. 7). Für Caplovic lag es einfach an der überwindbaren, mangelhaften Unkenntnis des Anderen seitens der Binnendeutschen. In Oberungam fand er diese harte Fronten nicht wieder, im Gegenteil. In seinem Gemälde von Ungamu über die allgemeine Charakteristika der Bewohner von Ungarn berichtete Caplovic über die Konsequenzen des Zusammenlebens in der Verwendung der deutschen Sprache und beschrieb, wie karpatendeutsche Mehrheitsdörfer sich anderen Ethnien assimilierten, und deren Sprache annahmen: „Obgleich sich im Adel und in der Honoration immer öfter Deutsch durchsetzt, sinkt 9 Caplovic, J.: Ethnographie der Slowaken in Ungarn (Brtán, R. Übers, und Hrsg.), Bratislava 1997, S. 141. 10 Caplovic, J.: a.a.O, S. 57. 11 Caplovic, J.: Gemälde von Umgarn. Pest 1828.