Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb

Der Hund und die Jagd. Der deutfcbe Vorftebbund muß zur Jagd auf Federwild ebenfo herhalten, wie zur Hafenfuche, er muß fauber apportieren, Raubzeug würgen, foll auf der Fährte angefcbweißten Rebwildes ferm fein, die Ente aus dem Waffer holen, ftöbern, bufcbieren und was da noch fo verfcbiedene »Säcbelcben« find. Kurzhaar bat ficb der befonderen Sympathien zu erfreuen, der Stichelhaarige gewinnt feit der Begründung verfcbiedener Spezial­klubs an Boden, während der Langhaarige eigentlich ein ziemlich begrenztes Verwendungsgebiet bat: Weftfalen — das Münfter-- und Sauerland — dort ift er dabeim. Der Griffo n ift feinem deutfchen Vetter ziemlich gleicbgeftellt, wird jedoch in Frankreich faft nur zur Hühner- und zur Wafferjagd herangezogen. Es ift ein prächtiges Bild, wenn Pointer und Setter in langem, wiegendem Galopp über die Felder dahinfliegen, ficb rafcb wie der Blitj herumwerfend, wenn der erfte Spritjer Witterung ihre Nafe trifft. Wie ein fein Opfer befcbleichender Panther ficb an den Boden fcbmiegend, zieht er den Hühnern nach, um dann mauerfeft vor­zufteben, des Wildes Witterung »kauend« bis der Schübe heran ift, um mit ficberem Blei die Aufftiebenden berabzubolen. Dann gebt es wieder dabin in faufender Fahrt über die berbftlicben Stoppel. Nicht vergeffen dürfen wir eines treuen Freundes des deutfchen Weid­mannes, des braven Krummbeines, des Witjlieferanten der bumoriftifcben Blätter, des Dachsbundes. Diefer Gnom unter den Hunden ift eigentlich ein Spitybub Dachshund. erften Ranges und feine Scbelmenftreicbe find taufendfacber Art. Dabei verftebt er es aber meifterbaft, feinem Herrn jagd­liches Vergnügen zu verfcbaffen. Seine Erzfeinde, Fuchs und Dachs, fucht er in ihren finfteren Erdwobnungen auf und beizt ihnen dort böllifcb ein. Stundenlang liegt er balsgebend Fang an Fang vor ihnen, jeden Stoß, jeden Prankenfcblag mit einem giftigen Vorftoß erwidernd, fo lange bis dem roten Freibeuter der Auf­enthalt da unten verleidet wird und er fein Heil in der Flucht zu finden fucht, da­bei aber in den Scbrotbagel des Jägers gerät, der ihn feine Räuberfeele ausbauchen macht. Und Grimbart findet bei den fcbneidigen Angriffen keine Zeit, ficb zu verklüften. »Männe« hält ihn an die Stelle gebannt, bis der Einfcblag vollzogen und der Weintrauben­dieb ins beffere Jenfeits befördert ift. Aber aucb auf der Schweißfährte und beim Riegeln bat »Männe« zu tun und hält ficb wacker dabei. Im Foxterrier ift Krummbein ein Konkurrent in neuefter Zeit erwachten, der jetjt auch bei der Berufs­jägerei zu Ehren kommt, der kleine Engländer, der bei keiner Parforcemeute fehlt, um den zu Bau gefahrenen Fuchs wieder ans Tageslicht zu befördern, fo daß die Jagd nach kurzem Stop wieder flott weitergeben kann. Der Foxterrier ift ein ungemein temperamentvoller Hund, rückficbtslos in feinem Schneid gegen das vierläufige Raubzeug, dem er mit feinen fcbarfen Fängen im Nu den Garaus macht. Jeder Schmiß macht ihn nur um fo fcbärfer, und webe dem Iltis, der ihm in die Quere kommt. Der Foxl ift aucb gut als Stöberbund zu gebraueben und findet deshalb beute fcbon bedeutend mehr Sympathie bei der Jägerwelt, als dies noch vor einem Jahrzehnt der Fall war. Die zweite Serie der Hunde­ausftellung: Schut)-, Nu§- und Wachbunde — kleine Hunde — war naturgemäß nicht fo gut befcbickt wie jene der Jagdbunde, Foxterrier. immerbin aber waren faft alle Raffen — und zwar mit durch­wegs febr guten Exemplaren — vertreten. Das meifte Intereffe wendet ficb derzeit den Polizeibunden zu. Seit Profeffor Groß, 1896 im »Jahrbuch für die öfterreiebifebe Gendarmerie« den Auffatj: »Der Gehilfe des Gendarmen« erfebei­nen ließ, machte die Polizeihund­bewegung fowobl in Öfterreich als auch in anderen Staaten un­geahnt große Fortfcbritte, und dürfte die allgemeine obligato­rifebe Einführung von Polizei­bunden nicht mehr lange auf ficb warten laffen. Der Polizeibund ift als Scbutjbund berufen, das Wacb­organ auf feinen Gängen zu begleiten, auf drohende Gefabren aufmerkfam zu machen, im Falle eines An­griffes wirkfam zu verteidigen, fliehende Verbrecher auch über Hinderniffe zu verfolgen und feftzubalten, notabene, ohne zu verletzen! — bis die Wache kommt, diefe bei der Eskorte zu unterftütjen, unüberficbtlicbe Gelände und Gebäude abzufueben, wo die Arbeit des Schulmannes allein wenig Ausficht auf Erfolg bietet oder zu gefährlich febeint. In Fällen, in welchen das Waeborgan allein fcblecbterdings nichts auszurichten ver­mag, foll der Hund Hilfe von der Wacbftube holen, ein andermal Nachricht dabin bringen. Doch nicht bloß auf Polizeiorgane erftreckt ficb feine Nutzbarkeit, im Grenzzolldienft, im Poftdienft (Beförderungen von Wert­gütern) und in vielen anderen Zweigen des öffentlichen Dienftes wird er wertvolle Dienfte leiften, nicht zu vergeffen feiner außerordentlichen Brauchbarkeit bei der Rettung Ertrinkender. Die andere Seite der Betätigung des Polizeibundes ift die Nafenarbeit: der Schutjbund wird zum Kriminal­bund; er foll durch feinen hochentwickelten Geruchfinn nach der an einem Objekte haftenden Witterung den Träger der identifeben Witterung ermitteln, indem er diefen auf dem genommenen Wege fo lange verfolgt, bis 14* 107

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