Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb

Der Hund und die Jagd. er ihn findet oder durch Apportieren von Gegenftänden (Kleidern, Schuhen, Gebrauchsgegenftänden), die den gleichen fpezififchen Geruch tragen oder, wo ein Apportieren unmöglich ift, durch Verbellen derfelben den Täter bezeichnen. Aber nicht bloß Übeltäter können auf diefe Weife eruiert werden; haben ficb Kinder im Walde oder fonftwo verirrt, ift ein Geifteskranker entwichen etc., wird vielfach die Verwendung eines guten Hundes die ficberfte und fcbleunigfte Möglichkeit bieten, den Vermißten zu finden. Tatfäcblicb haben wir gerade auf diefem Felde verblüffende Erfolge zu verzeichnen, nicht geringere aber auch, auf jagdlichem Gebiete, bei der Eruierung von Wilddieben. Unter den Raffen, die je nach Art der Aufgabe zu führen find, haben ficb bisher der Airedale--Terrier, der deutfcbe Schäferhund und der Dobermannpintfcber am beften bewährt. Erft in jüngfter Zeit ift zu diefen der Rottweiler gekom­men, der ohne Zweifel die Feuer­probe glänzend beftanden bat. Welche unter diefen Raffen im fpeziellen Falle gewählt wird, mag der Gefcbmack und das Gebiet entfcbeiden, für welches der Hund beftimmt ift. Wenn auch der Aire­dale an Dreffurfäbigkeit obenan ftebt, fo ift doch innerhalb diefer Raffen der Unterfcbied in den Leiftungen im allgemeinen auf Rechnung der individuellen Be­gabung des Hundes und des — Polizeihund Dobermannpintfcber. Führers zu fetjen. Verfucbe mit dem Collie wurden als wenig erfolgreich bald wieder aufge­geben, Boxer und Münchner Pintfcher find uns den Beweis ihrer Brauchbarkeit noch fcbuldig, der Bloodbound wird in England und Spanien mit Erfolg verwendet. Um in weiteren Kreifen das Intereffe für die Polizeibundfacbe zu wecken und einem größeren Publikum Gelegenheit zu fcbaffen, ficb von der Leiftungsfähigkeit unferer vierbeinigen Poliziften zu überzeugen, veranftaltete der Öfterreicbifcb-Ungarifcbe Polizeibundverein in Wien am 17. Juni 1910 eine öffentliche Vorführung und Prüfung von Polizeibunden im Rahmen der Erften Internationalen Jagdausftellung. Als Richter waren die bekannten Kynologen Deutfcblands Rittmeifter a. D. von Stepbanitj-Grafratb und königl. Polizeikommiffär, Leutnant a. D. Moft-Saarbrücken erfcbienen. Trot3 der Ungunft der Terrainverbältniffe und der begreiflieben Aufregung der Hunde beim Anblicke der Zufcbauertnenge konnte man manch bübfebe Leiftung zu feben bekommen. Die Verwendung aller anderen in diefer Serie anwefenden Hunde ift fo mannigfaltig und fo bekannt, daß man es füglich unterlaffen kann, noch darüber zu febreiben. Von den größten Hunden — Bernbardiner, Leonberger, Doggen etc. bis zu den kleinften Zwergpintfcbern, Maltbefer, Bolognefer ufw. — jeder bat einen Zweck zu erfüllen und wäre es ungerecht zu behaupten, daß fo mancher nicht nütjlicb ift, weil er nur zum Zeitvertreib feiner Herrin — das Dafein genießt. Welch weite Kreife ficb aber für Hundezucht intereffieren, beweift auch der ungeheure Gabentempel, in welchem Ehrenpreife einiger Mitglieder des Allerböcbften Kaiferbaufes, der Gemeinde Wien und vieler bober Perfönlicbkeiten zu finden waren. Auch das k. k. Ackerbauminifterium unterftütjte diefe würdige Ver­anftaltung durch Stiftung von Staatspreifen für befondere Zucbtleiftungen. Die Ausftellung hatte einen großen fportlichen Erfolg für die öfterreiebifebe Kynologie, aber auch einen nicht zu unterfebä^enden inftruktiven Wert für das große Publikum und legte einen unbeftrittenen Beweis dafür ab, auf welcher hoben Stufe die Hundezucht in Öfterreich beute fteht. 108

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