Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424
II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb
Sß I brüter, Bilder der Winterfütterungsapparate und eine Karte der auf den ungarifcben Staatsdomänen errichteten Vogelfcbutzftationen. Und nun kommen wir zu den fieben Vitrinen, in welchen mittels des Mageninhaltes und durch Gewöll» präparate die Nabrungsweife der am bäufigften verkannten Vogelarten, unferem derzeitigen Wiffen ent» fprecbend, dargeftellt wurde. Damit die infolge der Verdauung nur in Fragmenten vorhandenen Beftandteile der kleinen Wirbeb und Kerbtiere aucb für den Laien erkennbar feien, war jede Vitrine noch mit einer Beftimmungstabelle verleben, in welcher die den in Betracht kommenden Raubvögeln als Nahrung dienenden Tiere (Maus, Sperling, Käfer etc.) in ihrer ganzen Geftalt präpariert vorgeführt wurden. Hier fab man weiters die Nabrungsrefte der zierlichen Turm- und Abendfalken (Cercbneis tinnuneulus und vespertinus), beftebend aus Maikäfern, Feldund Maulwurfsgrillen, Mäufen und Eidecbfen; dann die vorwiegend aus Mäufen und fchädlichen Käfern beftebende Nahrung des leider fo oft ungerecbter» weife angeklagten Mäufebuffards (Buteo buteo L.). Wir finden dort zwar auch die Spuren eines Haus» bubnes, welches aber nach Hnficbt eines verläßlichen Beobachters von einem Habicht gefcblagen und als Aas vom Buffard verfpeift wurde, ein Beweis, wie bebutfam man bei der Beurteilung felbft des Mageninhaltes vorgeben muß. Zum üblen Ruf des Mäufebuffards trägt aucb der Umftand bei, daß er felbft von erfahrenen Jägern allzuoft mit den ähnlich gefärbten jungen Exemplaren des Habi cbtes verwecbfelt wird. Dies veranlaßte die Zentrale, einen Buffard und einen ihm an Färbung ähnlichen jungen Habicht in annähernd gleicher Stellung, nebft Angabe der Erkennungsmerkmale nebeneinander vorzuführen. Wie an den nebenftebenden Abbildungen erficbtlich, erreichen die Flügelfpi^en des Habichtes nur die Mitte, jene des Buffards dagegen das Ende des Stoßes, ficberlicb ein deutliches Unterfcbeidungsmerkmal. In den Nabrungsreften der Waldohreule feben wir faft nur Mäufe, neben einigen Spit}mäufen, Sperlingen und Käfern. Faft dasfelbe weifen aucb die Speiferefte der Schleiereule auf, Beftandteile, welche diefe Vogelarten dem Scbut* des Landwirtes und Jägers empfehlen. Auffallend find die Nabrungsrefte von 30 Lach» möven (Larus ridibundus L.), welche am VelenczeSee beim Anbringen der Fußringe ihre Kröpfe ent» leerten. Der Inhalt derfelben beftand nämlich faft aus» fcbließlicb aus Landkäfern und deren Larven, welche hinter dem Pfluge und von den Frucbtäbren gefammelt wurden und nur nebenbei aus einigen Weißfifcblein. Es erteden fonacb die Lacbmöven die fehlenden Saatkrähen in der Infektenvertilgung. Zuletzt fei der Nahrung des Storches gedacht, eines in Ungarn gefetjlicb gefchütjten Vogels, welcher infolge Drainierung der Sümpfe auf trockenes Land angewiefen, ficb faft ausfcbließlicb von Käfern ernährt und ficb vielerorts bei Bekämpfung der Heufcbrecken» plage als fcbätjenswerter Gehilfe erweift. In 50 vom Neftrande gefammelten Gewöllen fanden ficb 2850 Feldgrillen, 160 Maikäfer, 120 Maulwurfsgrillen ufw. und weiters im ganzen bloß 1 Maus, 1 Eidecbfe und 1 Frofch. In der Gruppe der Kaiferl. Biologifcben An» ftalt im Deutfchen Jagdfchloffe waren Ergebniffe einer Bearbeitung der Subftanz des Mageninhaltes und der Gewölle von mehr als 25.000 Raubvögeln zu feben, alfo eine Zahl, welche geeignet erfcbeint, von der Schwierigkeit derartiger Unterfucbungen Zeugnis abzulegen. Von den tabellarifcben Ausweifen der Nahrungsbeftandteile, welche ihrer Abftammung nach in fcbädlicbe, wirtfcbaftlicb gleicbgiltige und nütjlicbe Tiere geteilt, die größere oder geringere Bedeutung der Raubvögel für die Landwirtfcbaft in Prozenten angaben, feien noch kurz jene, welche ficb auf einige der in der ungarifcben Gruppe vertreten gewefenen Vogelarten bezieben, berührt. 100 Die Ornithologie. Mäufebuffard (Buteo buteo L.). Ungarifcbes Jagdfcbloß. Junger Hühnerhabicht (flstur palumbarius L.). Ungarifcbes Jagdfcbloß.