Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Die Unruhen des Sommers 1900 im Spiegel Österreichischer Berichte aus China
Die Unruhen des Sommers 1900 im Spiegel österreichischer Berichte aus China Raschka, der unter anderem auch im heftigsten feindlichen Beschuss aus der britischen Legation weitere Munition besorgte, hatte unter anderem am Vormittag des 25. Juni die Angreifer auf etwa 300 Schritt herankommen lassen und dann das Feuer eröffnet.240 Basljan bewährte sich als erfolgreicher Schütze und rekognoszierte in den letzten Juninächten alleine und freiwillig die feindlichen Stellungen. Im Zuge der ersten Rekognoszierung konnte er herausfinden, dass sich die Chinesen hinter die italienische Gesandtschaft zurückgezogen, in deren Vorfeld jedoch Stellungen mit der Front nach Westen errichtet hatten.241 Am Nachmittag des 28. Juni rettete Basljan durch sein entschlossenes Vorgehen Frau von Rosthom. Diese hatte ihrem Gatten petroleumgetränkte Strohbündel gereicht, die dieser anzündete und über die Mauer schleuderte. Unverhofft hatten ihre Kleider dabei jedoch Feuer gefangen und nur dem geistesgegenwärtigen Verhalten des Unteroffiziers, der, alle Rücksicht bei Seite setzend, die Dame zu Boden warf und die Flammen mit seinen Füssen erstickte, war es zu danken, dass sie nicht ihrer Bravour zum Opfer fiel.242 Die Matrosen 2. Kl. (Mitrailleusen-Vormeister) August Paulin und Emst Grbac waren „vorzügliche Mitrailleusenschützen“ und bewährten sich auch in der Zeit der heftigsten Angriffe der Chinesen. Paulin wurde öffentlich vom Kommandanten des englischen Detachements belobt und Grbac zeichnete sich bei der Verteidigung der Japanischen“ Barrikade aus. Die Matrosen Domjan, Simicic, Hranuelli, Kollarich, Fantov, Antonac und Vukusic hatten sich auf exponierten Posten „vorzüglich bewährt und durch ihre hervorragende Tapferkeit“ der übrigen Mannschaft ein „aneifemdes Beispiel“ gegeben. Die ersten Berichte über die Belagemng führten ferner die Matrosen Mate Mirko, Josef Bemardis, Anton Stiglic, Leonardo Tamburus und Marin Bacic als „besonders tapfer unter schwierigen Verhältnissen“ 4 Vgl. dazu die Schilderung bei Winterhalder ( 1902), S. 254. 241 Ebenda, S. 258. 242 Ebenda, S. 259. - Paula von Rosthom gab ebenfalls eine Schilderung dieser Szene: „Auch ich bin im Dienste des Vaterlandes verwundet worden, was leicht schlimm hätte ausgehen können. Die Chinesen hatten aus allerlei Holzwerk eine Barrikade gemacht, die uns nicht paßte, und es wurde beschlossen, sie zu verbrennen; ich half nun dabei Pakete aus Stroh mit Petroleum zu tränken, die Arthur dann angezündet über die Mauer in die Barrikade warf. Durch einen Zufall fiel ein brennendes Stück auf die große Petroleumbüchse, die explodirte und mich, die ich nur einen Schritt weit weg stand, von oben bis unten mit dem brennenden Petroleum bespritzte. Mein Kleid war gleich in Flammen, doch waren Leute in der Nähe. Jemand gab mir einen Fußtritt, daß ich hinfiel, und dadurch konnten sie die Flammen gleich unterdrücken.“ Ihr Gesicht war voll Brandblasen, linker Fuß und linke Hand heilten erst nach einiger Zeit. - Zitiert nach: Briefe der Frau v. Rosthom. In: Fremden-Blatt, Nr. 296 vom 28.10.1900, Morgenblatt, S. 3. - Diese Szene fand unter anderem auch Eingang in englische Augenzeugenberichte. Vgl. Roland Al 1 en, The Siege of the Peking Legations, London 1901, S. 157. Zitiert nach Christopher Hibbert, The Dragon Wakes. China and the West, 1793-1911, London 1970, Ausgabe Penguin Books, Harmondsworth 1988, S. 346. Weitere Augenzeugenberichte dazu bei Hoe (2000), S. 174-176, die Frau von Rosthoms eigene Darstellung dieses Vorfalls nicht erwähnt. 241 KA, MS/PK 1900-VIII-4/19, Nr. 2 807, Au. Vortrag des Chefs der Marinesektion, Wien, 3.10.1900, Ah. E., Wien, 12.10.1900. - Zu Paulin vgl. W interhalder (1902), S. 386: „Der Geschützführer 89