Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarns Maritim-Militärische Präsenz in China: Vom Entsatz der Gesandtschaften bis Ende Januar 1901

Solchen versuchten Denunziationen war jedoch nicht nur das k. u. k. Detachement aufgesessen. Andere Kontingente hatten „aber gewöhnlich erst zu spät“ den wahren Sachverhalt erkannt. Danach wäre jedoch immer versucht worden - wo es noch möglich war - den Denunzierten volle Entschädigung zukommen zu lassen und die Denunzianten zu bestrafen.1595 Somit war das österreichisch­ungarische Landungsdetachement auch in diesem Fall dem von den übrigen Mächten befolgten Vorgehen gefolgt. In der Folge wurden dem in Beijing stationierten k. u. k. Detachement keine weiteren Expeditionen dieser Art ausgeführt. Auch die übrigen Mächte stellten nach und nach ihre Expeditionen in das Umland der Hauptstadt ein. Von den 46 Expeditionen, die zwischen 12. Dezember 1900 und 10. Mai 1901 in die Umgebung von Beijing unternommen worden waren, hatten allein die deutschen Truppen 35 ausgeführt.1596 Die Expeditionen der k. u. k. Detachements in fremdem Urteil Die Einsätze des österreichisch-ungarischen Landungsdetachements nach dem Ende der Belagerung von Beijing wurden vor allem von deutscher Seite - trotz oder gerade wegen des zahlenmäßig geringen Anteils an den Kämpfen - weitgehend positiv beurteilt. Über die Würdigung des Verhaltens der österreichisch-ungarischen Detachements bei der Eroberung der Beitang-Forts im „Berliner Tagblatt“ berichteten sowohl der k. u. k. Botschafter Szôgyény als auch der k. u. k. Militâr-Attaché Graf Stürgkh. Szôgyény und Stürgkh legten den Ausschnitt aus der Nummer vom 18. November 1900 vor: „[...] Die Oesterreicher sind eigentlich die gefeierten Helden von Peitang.“ Besonders Georg Ritter von Trapp werde [...] bald als einer der Helden von Peitang genannt werden. War er doch der Erste, welcher mit nur sieben Mann von rückwärts in das eine Fort eindrang und dort die österreichisch-ungarische Flagge aufpflanzte. Die Anerkennung, welche alle Nationen hier draußen rückhaltlos den Oesterreichem spenden, wird aber auch einen stolzen Widerhall finden daheim, und gewiß wird sich das Bedauern regen darüber, daß, durch die politischen Verhältnisse bedingt, nur eine an Zahl so ungenügende Streitkraft hier Zeugniß ablegen kann von dem hohen militärischen Werth und dem Mannesmuth der österreichisch-ungarischen Armee.1597 Der Bericht des dem Grafen Waldersee beigegebenen Spezialberichterstatters Neyhauss bewies Szôgyény, dass der von den Vätern ererbte Heldenmuth unserer braven Krieger sich auch in der Fremde allgemeine Anerkennung und die höchste Bewunderung zu erwerben gewusst hat.1598 Österreich-Ungams maritim-militärische Präsenz in China... 1595 Winterhaider (1902), S. 529 f. 1596 Vgl. dazu Morse, Relations III, S. 317. 1597 „Die Ankunft des Feldmarschalls Waldersee in China.“ In: Berliner Tageblatt, Nr. 588 vom 18.11.1900. Vgl. HHStA, P.A. XXIX/22, Szôgyény an Gotuchowski, Bericht No. 55 F, Berlin, 21.11.1900, Beilage. Zu Stürgkhs Bericht vgl. KA, Generalstab, Kart. 359, 1900-25-1/16, Nr. 2 767 res., Berlin, 19.11.1900. 1598 HHStA, P.A. XXIX/22, Szôgyény an Gotuchowski, Bericht No. 55 F, Berlin, 21.11.1900. 435

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