Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Karl VI., Triest und die Venezianer die Stadt von dem reicheren übrigen Hinterlande abschnitt, trugen nicht unwesent­lich zur Versteifung des eigenbrötlerischen Charakters der Triestiner bei. Diese Umstände sind von Kaiser Leopold und seinen Räten erkannt und auch be­rücksichtigt worden. Der Monarch war aber auch überzeugt, daß von Venedig ernstzunehmende Widerstände gegen eine allfällige wirtschaftliche Machtentfaltung der Monarchie in der Adria nun kaum zu erwarten wären. Den venezianischen Staatsmännern war klar, daß der Kaiser nach einem günstigen und dauerhaften Abkommen mit der Pforte, sich kaum mehr an die 1617 von seinem Vorgänger in Madrid gegenüber der Republik eingegangenen Verpflichtungen hal­ten würde. So zeigte sich 1692 der venezianische Botschafter in Wien Cerolamo Venier ernstlich über die allerdings vorläufig nur geplanten Salzausfuhr aus Buccari und Triest besorgt. Sah doch Venier, der die geänderten Machtverhältnisse immer noch nicht wahrhaben wollte, und weiterhin dem bereits anachronistisch anmuten­den Mythos des „Dominium culfi“ huldigte, in jeder von einem österreichischen Adriahafen ausgehenden merkantilen Initiative eine die „legitimen Vorrechte“ seiner Heimat verletzende Kontrebande7. Die kaiserlichen Adriapläne gingen aber weit über ein bloßes Durchbrechen des venezianischen Salzmonopols hinaus. Einer der größten Aktivposten der erbländischen Wirtschaft war die Bergbaupro­duktion. Die Edelmetallgewinnung Tirols war von der ständig an Bedeutung gewin­nenden Eisenproduktion in Kärnten und Steiermark schrittweise zurückgedrängt worden. Steyr, wo die erste Handels- und Aktiengesellschaft auf österreichischem Boden gegründet worden war, und Leoben entwickelten sich so zu Zentren der Ei­senindustrie, deren Fertigwaren, wie Sicheln und Sensen, auch im Ausland steigen­den Absatz fanden. Hand in Hand mit der Erzgewinnung in Kärnten und Steiermark wurden auch die Quecksilberminen in Krainisch - Idria und die Kupferbergwerke in Obemngarn ausgebaut. Diese nach dem Osten und Südosten hin gelagerte Indu­strie mußte für die Ausfuhr ihrer Produkte über kurz oder lang die Adriahäfen her­anziehen8 *. Einen weiteren Schwerpunkt der erbländischen Wirtschaft stellte die Tuch- und Glaserzeugung in Böhmen und Schlesien dar. Von dort ging seit eh und je die Aus­fuhr über Hamburg. In den Anfängen der Regierungszeit Leopolds war die erbländische Handelsbilanz, bedingt durch die Vorherrschaft der Zünfte und auf Grund der zahllosen zum Teil auch an Privatpersonen verpfändeten Zölle und Mauten, passiv. Die Lage änderte 7 Fiedler: Die Relationen der Botschafter Venedigs, S. 335: Finalrelation des Girolamo Venier, Venedig 11. Dezember 1692 „... Questa perô è Materia che potrebbe dame amarezze e molestie, perche la mano e troppo indulgente rende più acerba la piaga et incaminate a contrabandi un apertura a questo ingiusto commercio à Buccari e Trieste, puô esser, ehe l’interesse de privati divenghi quello del Principe; si scorge ehe la coite hà aperto l’occhio e ehe invigila con tropp’attenzione ad attirarsi quei profitti che per dovere per convenienza e per la forza de patti sono legitimi solo per V™ S““ La vigilanza à questo punto sarà sempre importante all’interesse dell Ecc"10 Senato ...“. Hassinger: Johann Joachim Becher 1635-1652, S. 140. 29

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