Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Peter Gasser die venezianische Republik betrifft, so habe diese ihre großen Werften in Venedig selbst eingerichtet. Wichtig sei es, heißt es in den „Motivi“, daß die Facharbeiter an ihrem Arbeitsplatz selbst wohnhaft und nicht von ihren Familien getrennt sein soll­ten. Auch gäbe es nur an großen Hafenplätzen die notwendigen Fabriken für Segel, Taue, Anker und dem sonstigen Schiffszubehör43. Die Holzversorgung im Litorale sei nicht ideal. Das aus Kroatien aus dem Panowitzer Wald in der Grafschaft Görz kommende Holz wäre ungeeignet. Als Beweis wird die in Buccari erbaute Fregatte „S. Barbara“ angeführt. Dieses zum neapolitanischen Geschwader zählende Schiff habe bereits als Neubau irreparable Schäden aufgezeigt. Die Venezianer würden das vielfach aus Friaul stammende Holz fachgemäß Schlägern und jahrelang in den schlammigen Kanälen lagern, so daß ihre Schiffe immerhin 20 bis 30 Jahre an­standslos halten. In den Waldungen Süditaliens stünde dem Monarchen ganz ausge­zeichnetes Schiffsbauholz zur Verfügung. Das Litorale Austriaco erfülle somit in keiner Weise weder die für den Bau von Kriegsschiffen noch für die Stationierung von Streitkräften notwendigen Voraussetzungen. Buccari und Porto Rè wären nahe­zu menschenleer verlassen und der leicht versandete Hafen von Triest sei, gegen das Meer zu offen, in keiner geeigneten Lage. Wie erwähnt, standen die Kriegsschiffe unter dem Oberbefehl ausländischer Offi­ziere, bis 1725 unter dem Kommando des Engländers Vizeadmiral Lord Forbes. Dieser von Foscarini als „personaggio del pari intendente che onorato“, mithin als fachkundig und ehrenhaft geschildert, war aber mit dem für das Seewesen allein zuständigen Präsidenten des Spanischen Rates, dem Erzbischof von Valencia Anto­nio Folch de Cardono, in Widerspruch geraten und hatte den Dienst unter Verzicht auf die ihm noch zustehenden 30 000 Gulden quittiert44. Chevalier de Deichmann, ein Däne, übernahm die Position eines Vizeadmirals und kam offenbar auch mit dem Nachfolger des Folch de Cardona, Joseph de Silva mar­ques de Vilasor Conte de Monte Santo, dem auch die beiden venezianischen Bot­schafter Daniele Bargadin und Marco Poscarini eine nachgiebig milde Wesensart bescheinigten, problemlos aus. Wichtiger war es aber, daß dies auch hinsichtlich des Vilana Perlas der Fall war45. Am 23. April 1727 begab sich Vizeadmiral Deichmann in kaiserlichem Auftrag auf Inspektionsreise der Küstengebiete. Die Relation beschreibt die Wälder, die Qualität des für den Schiffbau benötigten Holzes und nennt die für die Stationiemng 43 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 10, fol. 91" bis 92". 44 Foscarini: Stori arcana (wie Anm. 13), S. 99 f. Der Lord hätte diesen Schritt aus Verzweiflung getan, da er unter den obwaltenden Umständen nichts Positives zustande bringen könne „per disperazione conce- puta di poter far nulla di buono“. 45 Arneth: Die Relationen der Botschafter Venedigs über Österreich im 18. Jahrhundert, S. 57: Finalrela­tion des Francesco Donado, Venedig 18. September 1725. Der Venezianer Francesco Donado hatte in seiner Finalrelation vom 18. September 1725 Perlas wie folgt charakterisiert: „... ma è il Marchese Perlas, 6 sia di Rialp, quello che ne informa lo spirito, e ehe al grado subalterno che esercita di Segretario del Dipaccio universale, ha saputo, e potuto con rara fortuna, e singo- lare habilita, rendendosi familiare, e frequente all’orrechio di Cesare, accopiare le incombenze, è la autto- rità effectiva della Presidenza“. 46

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