Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Karl VI., Triest und die Venezianer der Kriegs- und Handelsschiffe geeigneten Häfen. In den folgenden Abschnitten des Berichtes werden der Zustand der Kriegsschiffe, die Zahl, Eigenart und Eignung der vorhandenen Matrosen, der Zustand der Marine in Neapel, die vielfach zutage tre­tenden Mißstände und abschließend Gedanken über allfällige zur Schaffung einer achtunggebietenden Seemacht notwendigen Maßnahmen aufgezeigt46. Was die Wäl­der betrifft, so hat Deichmann zunächst die in der Grafschaft Görz befindlichen Waldungen von Loch (Loqua), Panowitz und Senoschetz besichtigt und das vielfach auch im Aufträge der privilegierten Orientalischen Kompanie für den Schiffbau geschlägerte Holz als bestens geeignet gefunden. Deichmann, der in der Folge auch die Wälder in Kroatien, in Sizilien und Neapel inspizierte, fand überall das Holz für den Schiffbau geeignet. Schlecht stand es allerdings mit der Aufsicht. So werde, führt er an, wahllos und ohne die notwendige Kontrolle geschlägert und das Holz unfachgemäß gelagert47. Von Triest, wo der Vizeadmiral am 4. Mai 1727 angekommen war, gab er eine ungünstig Beschreibung des Hafens. Der Hafen sei zu offen, mithin ohne Schutz vor dem Nordwind und überdies vielfach versandet wäre. Auf dem Landwege über Rom erreichte Deichmann am 11. Juni Neapel und am 25. Juli Palermo. Im Herbst finden wir den Vizeadmiral wieder im Litorale, wo er am 20. Oktober Porto Rè und Buccari und am 22. Oktober Fiume besuchte. Deichmann hat in seiner Relation auch die einzelnen Kriegsschiffe beschrieben. Die „S. Leopoldo“, dessen Besatzung mit 239 Mann angegeben wird. Davon wäre aber nur ein geringer Teil, auf den die Qualifikation als Seemann zutreffe. Nur we­nige hätten vormals auf „vascelli da guerra“ gedient. Auch die Offiziere wären, nicht nur für dieses Schiff, ohne „le dovute instruzioni“48. Das schöne Kriegsschiff, es ist immer vom „S. Leopold“ die Rede, sei schlecht, weil aus zu frisch geschlägertem Holz gebaut und weise die daraus entstehenden Mängel auf. Das Linienschiff „S. Elisabelta“, wäre optisch zwar in Ordnung, zeige aber bedauerlicherweise die gleichen Fehler wie das vorher angeführte Fahrzeug auf. In Neapel, dessen Hafen er ebenfalls als zu offen fand, sodaß von einem für die gesicherte Stationierung geeig­neten Hafen nicht die Rede sein könne, hat der Vizeadmiral das dort vor Anker lie­gende Geschwader besichtigt. Es bestand aus den Linienschiffen „S. Carlo“ und „S. Michele“ sowie der Fregatte „S. Barbara“. Von der „S. Michele“ abgesehen, die Deichmann als glatte Fehlkonstruktion bezeichnete, wären die beiden anderen Schiffe zwar gut proportioniert, aber wie die „S. Leopoldo“ und die „S. Elisabetta“ ebenfalls aus zu frischem Holz gebaut, ihre Lebensdauer daher gering. Auch fand Deichmann die Baukosten, die sich bei der „S. Barbara“ auf 65 899, beim „S. Carlo“ auf 64 642 und beim „S. Michele“ auf 40 233 Dukaten beliefen, zu hoch49. Die in Neapel vorhandenen Galeeren erschienen Deichmann zwar gut gebaut („solidamente e ben fabricate“), doch lasse ihre Bewaffnung und das sonstige Gerät 46 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 8 (Konvolut Porto Rè), fol. 15". 47 Ebenda,fol. 19'. 48 E b e n d a ; fol. 46'. 49 Ebenda, fol. 52'. 47

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