Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Peter Gasser geschenkt worden wären, alles tun würde, um die, wie er überzeugt war, von der Republik willkürlich auferlegten Fesseln zu sprengen24. Tatsache ist, daß der Monarch eine erfolgversprechende merkantil-maritime Poli­tik auch in der Adria nur mit Unterstützung eigener Seestreitkräfte hätte durchfüh­ren können, allein die Beschießung von Triest im Jahre 1702 durch den französi­schen Admiral Forbin hatte die Notwendigkeit einer Rüstung zur See aufgezeigt. Im Spätsommer 1712 war der Franzose François Antoine Baron de St. Hilaire mit einem ausführlich ausgearbeiteten Flottenbauprojekt an den Wiener Hof herangetreten. Eine Armada von 20 Schiffen, mit je 40 bis 80 Kanonen bestückt, sollte in den Nie­derlanden und in Danzig entstehen, da, wie St. Hilaire in seinem Promemoria an­führte, „weder in Neapel noch in Friaul ein Schiff von 40 Geschützen erbaut werden könne“25. Die Ankunft des Franzosen wird von Vettor Zane am 24. September mit Aufmerk­samkeit vermerkt, weil der in Seedingen erfahrene St. Hilaire mit den Wiener Stel­len über merkantil-maritime Projekte verhandle, Projekte, die in der Hofburg Priori­tät hätten26. Der venezianischen Botschafter konnte den Senat vorläufig nur mit der Meldung beruhigen, daß er den Franzosen ständig durch ergebene Personen zu be­schatten lasse. Bereits am 8. Oktober 1712 sandte der Botschafter der Serenissima Republica erste Einzelheiten. St. Hilaire sei aus Frankreich, angeblich des Hochverrats verdächtigt, geflohen und habe sich einige Zeit in Portugal aufgehalten, sei später nach London gekommen, wo er von den öffentlichen Stellen zwar kühl aufgenommen, mit dem dortigen kaiserlichen Gesandten Johann Wenzel Graf Gallas Kontakt gepflogen hätte. Im Gefolge des Letztgenannten wäre er nach Holland gereist und mit Empfeh­lungen an den Hofkanzler Grafen Philipp Sinzendorf schließlich nach Wien ge­kommen und bereits dreimal vom Kaiser in Audienz empfangen worden27. Am 3. Dezember 1712 kann Zane über die bereits erfolgte Abreise des St. Hilaire nach Neapel berichten und in einem auch der Signoria eine vollständige Abschrift 24 HHStA Wien, StA Venedig, Dispacci di Germania, Bd. 200, pag. 2, Disp. 132, Preßburg, 23. Juli 1712 „... di voler approfittarsi coi commercio doppo che Dio el’ha reso possessore di tanti Porti e Spiagge sul mare di voler scuotter nel Golfo quell’ Sogettione che qui s’intitola ingiusta e sforzata ..." 25 Rechberger von Rechkorn: Geschichte der k. u. k. Kriegsmarine. Teil 1, S. 15 f. 26 HHStA Wien, StA Venedig, Dispacci di Germania, Bd. 200, pag. 145-146, Disp. 151 und 152, Wien, 24. September 1712 „... veni a penetrar che dall’Olanda sia arrivato a questa Corte un tal Sant Hailer di natione francese, pratico della Marina, che stà attualmente versando con Ministri sopra gli affari del com­mercio che sempre più corre nell’idea della Corte e principalmente quello dell’Adriatico ... Mi è sortito di guadagnar persona che li stia continuamente vicino ...“ 27 HHStA Wien, Ebenda, Bd. 200, pag. 168-169, Disp. 155, Wien 8. Oktober 1712 „... Profugo dalla Francia, né si sà la positiva ragione, ehe pero de alcuni vien attribuito ad’alto delitto di Felonia, dimorô per qualche tempo in Portogallo. Di là passo alla Corte die Londra, dove poco accolto, e gradito hebbe rico- vero apresso il Conte Galasso, ehe sosteneva il carattere d’inviato Cesareo. Professandosi pratico della ne­gotiatione degli affari di Marina, studio di awantagiarsi col suggerire progetti dei genere rappresentati dal sudetto Eccellentissimo Ambasciatore. Sô con sicurezza, che sin d’all’hora il Conte Galasso li avanzo al Ministro, che gia impresso di quest’idee, comandô di trattenerlo. Obligato poi il Conte al partir dallTnghilterra lo condusse seco in Olanda, appoggiandolo al Conte di Sinzindorff, da cui, come dissi, venne incaminato à questa parte. Nel breve soggiomo, fü per tre volte all’ audienza dellTmperatore ...“. 40

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