Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Karl VI., Triest und die Venezianer ren zur Etablierung eines österreichischen Adriahandels erblickte, so glaubte Karl VI. im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, die künftigen Geschichte der See­plätze Triest und Fiume nicht ausschließlich von dem Erscheinen oder Ausbleiben der Niederländer abhängig. Wird im Hinblick auf die adriatische Stellung Österreichichs für die Regierungs­periode Leopolds und seines erstgeborenen Sohnes die Summe gezogen, so ergibt sich im wesentlichen keine optisch wahrnehmbare Änderung der alten Machtver­hältnisse. Beide Monarchen hätten möglicherweise die „Libera Navigazione“ - freie Schiffahrt im Golfe erzwingen können, da die venezianische Außenpolitik sich ab 1684 nach dem Willen der Hofburg richten mußte. Der venezianische Senat hätte sich in diesem Zusammenhang schwerlich mehr als zu formellen Protesten aufzu­raffen vermocht. Wenn die kaiserliche Regierung entscheidende Schritte in der Adria unterließ, so geschah dies lediglich, weil sie alle ihre Kräfte in Abwehr und Offensivoperationen an den West- und Ostgrenzen des Reiches einsetzen mußte. Daher konnte sie Merkantilprojekte für die Adria planen, aber keineswegs verwirkli­chen. Nur so ist es, wie der Rat der böhmischen Hofkanzlei Anton von Widmann in seinem an den Kaiser gerichteten Promemoria vom 2. Dezember 1730 anführt, ver­ständlich, daß die Serenissima bis zum Regierungsantritt Karls VI. auch weiterhin einen schweren wirtschaftlichen Druck auf Triest ausüben und die aus diesem Hafen segelnden Schiffe zwingen konnte, das venezianische Capodistria anzulaufen. Dort warteten die österreichischen Kauffahrer die aus Venedig einzuholende Entschei­dung hinsichtlich ihrer Weiterfahrt ab12. II. Triest seit dem Regierungsantritt Karls VI. Karl VI. trat die Regierung zu einem Zeitpunkte an, als den Waffen des Reiches im Machtkampf um das spanische Erbe das anfängliche Glück zu schwinden be­gann. Der Frieden zu Rastatt 1714 bedeutete für den Monarchen eine herbe Enttäu­schung. Von dem zahlungskräftigen englischen Bundesgenossen, der weder eine habsburgische noch eine bourbonische Hegemonie auf dem Kontinent dulden wollte, im Stich gelassen, hatte Karl VI. schweren Herzens de facto auf Spanien und dessen Überseegebiete verzichten müssen. Des Kaisers Gewinn bestand nach einem nahezu fünfzehn Jahre anhaltenden Kampfe aus den europäischen Nebenländern der Spanischen Krone, Sizilien vorerst ausgenommen, wobei noch festzuhalten wäre, daß Mailand und die Lombardei stets als Reichslehen gegolten hatten. 1718 wurde Savoyen-Piemont gegen Überlassung 12 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 9, fol. 402" „Pero avendo questa città sofferto moite fatallità, e revoluzioni nei secoli passati, ed assendo venuta sempre e continuamente la Republica di Venezia adosso a dta Città, la quale impiegô tutta la forza d’impedire la Citta di Trieste nella navigazione maritima di modo ehe nei tempi passati, ed avanti, eue Vostra Maestrà teneva l’Imperio, e la Reggenza, di bastimenti di Trieste, quando loro volevano far il suo corso à Venezia, ô passar il Golfo, fürono obligati d’insinuarsi prima à Capo dTstria, per aspettar la licenza da Venezia, per poter proseguire l’ulterior navi­gazione.“ 33

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