Jürgen Pohl: Sonderband 1. „Die Profiantirung der Keyserlichen Armaden ahnbelangendt” – Studien zur Versorgung der kaiserlichen Armee 1634/35 (1989)

C2 „Jedem Knecht täglich zwey Pfundt Brodt“ Die Versorgung der Armee mit Nahrungsmitteln - Getreidetransport

Studien zur Versorgung der Kaiserlichen Armee 1634/35 sollte dann wieder - wie auch aus anderen Dokumenten ersichtlich - in Fässern vonstatten gehen. Hier zeigt sich, wie auch sonst häufiger, wie kompliziert die gesamte Organisationsstruktur war, weil Ferdinand III. als oberster Heerführer offenbar nicht befugt war, dem Oberproviant­meister von Böhmen, Eggstein, Befehle zu geben, sondern immer der Weg über den Kaiserhof in Wien gewählt werden mußte. Die Zahl der Schreiben an den Kaiser, in denen dieser gebeten wurde, irgendeiner dritten Person etwas zu befehlen, ist enorm hoch. Daß die Proviantkommissare die ihnen übertragenen Aufgaben nicht bewältigen konnten, ist aus einem Brief abzulesen, den Reinhard von Walmerode an König Ferdinand III. geschrieben hat91. Walmerode hatte auf Bitten des Proviantkommissars Ziepel hin die anderen Beaußragten für die Proviantbeförderung an der Donau unter Druck gesetzt, weil der Transport die Donau hinauf zu langsam von der Stelle kam. Durch diese Verzögerung kam Ziepel, der aus Wien 5.000 Gulden als Vorschuß be­kommen hatte, in Finanzielle Schwierigkeiten, weil er selbst von dem Kommissar Braun, an den er offenbar das Getreide weiterzuleiten hatte, noch nichts bekommen hatte. Die Verzögerung bei der Proviantbeförderung hätte sich die Donau aufwärts fortgesetzt, d. h., das Getreide, das nunmehr nicht zur beab­sichtigten Zeit in Donauwörth eingetroffen wäre, wäre dann auch später in Heilbronn und Philippsburg angekommen, wodurch die dort liegen­den Truppen in Schwierigkeiten geraten wären. Diese Schwierigkeiten begannen schon, da vier Tage vor der Abfassung des Schreibens erst 5.780 Strich [®= 578.000 1] Getreide (ausreichend für ca 165.000 Brote bzw. knapp 527.000 Tagesrationen Brot) in Donauwörth angekommen waren. Hingegen sind von den einzelnen Truppenteilen schon etliche Wagen zur Abholung des Getreides nach Donauwörth geschickt wor­den, die jetzt dort warten mußten, während die Truppen, die gegen Tirol marschieren sollten, den Befehl bekommen hatten, für sechs Tage Brot zu backen. Dies war nun auf Grund des Getreidemangels nicht möglich, wodurch die Regimenter nicht nur auf das Getreide warten mußten, sondern auch während der Wartezeit die Wagen nicht zur Verfügung hatten. Um mehr Getreide zu beschaffen, hatte es Walmerode für unumgäng­lich angesehen, daß Proviantmeister Ziepel mit weiteren 8.000 Gulden an Finanzmitteln ausgestatlet wurde. Auch in diesem Schreiben wird wieder das Problem der Geld­beschaffung angesprochen. Hier wurden nun einige Vorschläge, die offenbar früher schon gemacht wurden, wieder aufgegriffen bzw. un­91) AFA 1635/5/4 (1.5.1635). 95

Next

/
Oldalképek
Tartalom