Jürgen Pohl: Sonderband 1. „Die Profiantirung der Keyserlichen Armaden ahnbelangendt” – Studien zur Versorgung der kaiserlichen Armee 1634/35 (1989)

C2 „Jedem Knecht täglich zwey Pfundt Brodt“ Die Versorgung der Armee mit Nahrungsmitteln - Getreidevorräte

Wolfgang Pohl Reinhard von Walmerode schrieb Ende 1634 an Ferdinand III.69, daß in Franken für die Bevorratung von Proviantmagazinen nach Auskunft des Feldmarschalls Graf Piccolomini kein Getreide vorhanden war, weil dort nur soviel geerntet worden war, daß es knapp für die dort lebende Bevölkerung und die dort einquartierten Soldaten reichte. In Franken war die Getreideernte wohl nie besonders reichlich, da auch sonst häufig die umliegenden Länder mit Getreide hätten aushelfen müssen, so daß leicht zu verstehen war, daß nun, da der Anbau schwieriger und die Bevölkerung durch die Einquartierung größer, kein Getreide für ir­gendeine Art von Vorratswirtschaft übrig war. Deshalb bat Walmerode darum, daß in Ober- und Unterösterreich ein größerer Getreidevorrat beschafft, vermahlen und auf der Donau nach Regensburg transportiert wurde. Damit sollte nach Meinung Walme­rodes der Kommissar Matthias Braun beauftragt werden, der schon im Sommer für Walmerode Getreide zusammengebracht hatte. Dies mußte jedoch so schnell vonstatten gehen, daß der Getreidevorrat rechtzeitig für den Feldzug des Jahres 1635 bereit lag. Dringend wurde diese Vorratshaltung auch deshalb, weil die Franzosen bereits in Süd­deutschland etliche Proviantmagazine angelegt hatten. Genannt werden hier Straßburg, Speyer, Philipsburg, Mannheim und Worms. Dieser Vorteil der französischen Armee sollte ausgeglichen werden. Am 12. Juni 1635, also drei Tage vor dem Austausch der Ratifikations­urkunden des Prager Friedens, schrieb Reinhard von Walmerode einen ausführlicheren Brief an den Heerführer König Ferdinand III.70, in dem er zum wiederholten Male die Proviantproblematik aufgriff. Er ging in diesem Schreiben davon aus, daß die Armee in der nächsten Zeit vor­rücken würde, und regte an, im Voraus schon Proviant einzukaufen und Magazine anzulegen, weil der Transport mit Wagen über weiteren Strecke nicht mehr möglich sein würde. Er selbst hatte bereits beim Landgrafen von Darmstadt eine größere Menge Proviant kaufen lassen wollen, jedoch fehlte es wieder einmal am Geld. Vorteilhaft erschien ihm, daß durch den Übergang der kaiserlichen Truppen über den Rhein die Franzosen gezwungen worden waren, neben Speyer, Germersheim, Landau und Weißenburg auch noch einige andere Orte zu räumen. Da auf Grund dieser Entwicklung sich aller Voraussicht nach die Stadt Worms den kaiserlichen Truppen ergeben würde, war auch hier noch etliches an Proviant zu erwarten, da Walmerode davon Kenntnis hat, daß dort vor vier Wochen erst eine Visitation, also eine Sichtung der Vorräte stattgefunden hatte. Dabei sei zwar an Getreide recht viel ge­funden worden, das Geld jedoch vor allem zum Unterhalt der Brücken 69) AFA 1634/11/172 (29.11.1634). 70) AFA 1633/6/32 (12.6.1635). 84

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