Schiriefer, Andreas: Deutsche, Slowaken und Magyaren im Spiegel deutschsprachiger historischer Zeitungen und Zeitschriften in der Slowakei - Interethnica 9. (Komárno, 2007)
2 Methodische und analítische Grudnlagen
Erzeugergruppe und der Adressatengruppe zulassen. Rückschlüsse über Verhältnisse ließen sich vor allem ziehen, wenn etwa die Loyalitätsbezeugungen der einen Gruppe den Vorwurf der Illoyalität gegenüber einer anderen Gruppe beinhalten würde oder wenn die Etablierung einer Nation zum Ausschluss anderer Nationen oder Volksgruppen führen würde. Zunächst sollen die einzelnen Analysekategorien in ihrem Wesen und ihrer Anwendbarkeit vorgestellt werden. Den Begriff der Loyalität kann man wohl als relativ jungen Ansatz innerhalb der historischen Analysekategorien betrachten.10 Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es wohl noch umstritten, wie brauchbar der Begriff Loyalität als Kategorie in der historischen Forschung wirklich ist oder sein kann. Als problematisch erweist sich schon eine hinreichende Definition des Begriffes. Das Wort Loyalität stammt ab vom französischen „loyauté“, das man mit Begriffen wie Ehrenhaftigkeit, Rechtschaffenheit oder Pflichtreue übersetzen kann. Gerade Treue und Treuebindungen sind immer wiederkehrende Begriffe in den zahlreichen Definitionsversuchen. Wildförster11 spricht angesichts der verschiedenen Definitionsversuche von Loyalität zusammenfassend als „affirmativ-vorauseilender Handlung einer Person gegenüber einer anderen Person oder einer Institution [...], die von einem spezifischen Subordinationsverhältnis geprägt ist.“ In dieser Untersuchung geht es nun vor allem um Loyalität von Einzelpersonen oder Personengruppen gegenüber dem Staat. Im Begriff „Subordinationsverhältnis“ schwingt diese asymmetrische Beziehung mit, die zwischen dem Staat und seinen Bewohnern herrscht und die auch typisch für Loyalitätsverhältnisse ist. „Vorauseilend“ meint in diesem Fall, dass derjenige, der Loyalität erbringt, einen gewissen Vertrauensvorschuss gewährt, in der Gewissheit oder zumindest der Hoffnung, dass dieses Vertrauen von der Institution, vom Staat, nicht enttäuscht, sondern im Gegenteil mit verschiedenen Integrationsleistungen belohnt wird. Durch dieses wechselseitige Geben und Nehmen sollten im Idealfall im staatlichen System Transparenz und Stabilität gewährleistet werden. Nun ist Loyalität in Demokratien kein rechtlicher Begriff und nicht einklagbar, womit sich die Frage nach der Grenze von Loyalität stellt und die Nachweisbarkeit und somit die Verwendbarkeit dieser Kategorie für den Historiker unsicher und scheinbar problematisch wird. Wo liegen die Grenzen von Loyalität? Offensichtlich kann Loyalität aufgekündigt werden, wenn erwartetete Gegenleistungen des Staates ausbleiben. Dadurch jedoch kann gewährte Loyalität auch zu einem Druckmittel werden oder doch zumindest zu einer Verhaltensmöglichkeit, mit der sich kühl kalkulierte Politik betreiben lässt um dem Staat bestimmte Leistungen abzuringen. Es kann also mit der Aufkündigung von Loyalität gedroht werden. Bis zu welchem Punkt kann 10 Jüngst befasste sich damit die Jahrestagung der Südostdeutschen Historischen Kommission am 3./4. Oktober 2003 in Stadtschlaining/Burgenland mit dem Thema „Staat, Loyalität und Minderheit in Ostmittel- und Südosteuropa 1918-1941". 11 Wildförster, Thomas B.: Erziehung zur Loyalität, Rahden 1998, S. 19. 18