Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2015 - Acta Ethnologica Danubiana 17. (Dunaszerdahely-Komárno, 2015)
Tanulmányok - Viga Gyula - Viszóczky Ilona: A bodrogközi borról és a mai borünnepről
Acta Ethnologica Danubianu 17 (2015), Komárom-Komárno Von der Bühne zum Museum Konstruktionsversuche einer ungarischen Volkskultur in der Slowakei Liszka József Einleitend sollte zunächst die Wahl des Untertitels erklärt werden, vor allem aber die Tatsache, dass ich bezüglich des Begriffes Volkskultur den unbestimmten Artikel (eine) verwendet habe. Es ist keineswegs auf Grund grammatischer Schlamperei passiert, ich bin nämlich fest überzeugt, dass mit der Methode, die im Folgenden (zumindest teilweise) näher dargestellt wird, gleich mehrere verschiedene, miteinander gleichwertig erscheinende (in der Wirklichkeit jedoch voneinander sehr weit entfernte) ungarischen Volkskulturen auch im Rahmen der heutigen Slowakei konstruierbar sind. Zur Pikantérie dieser Erkenntnisse gehört allerdings auch die Tatsache, dass diejenigen, die diese Konstruktionen hersteilen, fest überzeugt sind (oder es zumindest zu wissen vermuten), dass sie die ungarische Volkskultur in der Slowakei rekonstruieren... Petr Lozoviuk hat in seiner jüngst erschienenen Arbeit (Lozoviuk 2008) überzeugend dargestellt, wie bestimmte Phänomene der Volkskultur im Laufe des 19. und des 20. Jahrhunderts für die Konstruktion einer Nationalkultur bzw. einer nationalen Identität instrumentalisiert wurden. Seine Beispiele beziehen sich auf Böhmen - es gibt darunter aber auch einige überaus lehrreichen Fälle, die uns zeigen, dass gegebenenfalls ein und dasselbe Phänomen einmal für die Stärkung der deutschen, ein anderes Mal wiederum zu Stärkung der tschechischen nationalen Identität genutzt wurde. Es wird kein Geheimnis verraten, wenn wir feststellen, dass Bestrebungen dieser Art sich auch in unserer Gegenwart beobachten lassen. Auch heutzutage sieht man zahlreiche Zeichen dessen, wie aus bestimmten repräsentativen Phänomenen einer Volkskultur (in engerem Sinne der Folklore) Werkzeuge der Politik werden und wie sie für die Stärkung nationaler Identitäten bewusst eingesetzt werden (vgl. L. Juhász 2009; L. Juhász 2010; L. Juhász 2011). Im Folgenden werde ich auf zwei Bestrebungen näher eingehen, deren Ziel jeweils die Konstruktion einer einheitlichen ungarischen Volkskultur in der Slowakei gewesen ist, und versuche diese gründlich zu untersuchen. In beiden Fällen handelt es sich um eine Privatinitiative, und beide Ansätze lassen sich auf irgendeine Weise mit der Muséologie in Verbindung bringen. Im Jahre 2006 hat ein Ehepaar in Barsvárad (slowakisch: Tekovský Hrádok) auf seinem eigenen Grundstück ein sog. Felvidéki Ház (slowakisch: Hornozemský dom, deutsch etwa: Oberländisches Haus) gebaut. Auf den ersten Blick scheint die Einrichtung ein klassisches Heimatsmuseum bzw. eine volkskundlich konzipierte Provinzsammlung zu sein - sobald wir dem Projekt jedoch mehr Aufmerksamkeit schenken - indem wir etwa das für die Eröffnung publizierte Heft durchlesen oder die damalige Presseresonanz beobachten - wird schnell klar, dass die Sammlungsstücke (immerhin mehrere Tausend Objekte!) ihrer genauen Herkunft nach den gesamten ungarischen Sprachraum der Slowakei umfassen, d. h. aus mehr als fünfzig ver133