Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2013 - Acta Ethnologica Danubiana 15. (Dunaszerdahely-Komárno, 2013)

Tanulmányok - Bausingr, Hermann: Hamupipőke. A mesei jelképek problematikájához

Es steht fest, dass dieser Gelehrtentyp, dem verständlicherweise auch meine Sympathie gehört, mehr Respekt verdient als der akademische Karrierist, dem die Wissenschaft gleich­gültig ist. Ich zweifle aber daran, dass Gelehrsamkeit und Hingabe ausreichen um einen vor den Fallstricken des bürokratisierten Wissenschaftsbetriebs oder menschenfeindlicher Ideologien zu schützen. Überprüfen wir etwa, wie es mit dem Wahrheitsgebot und überhaupt mit dem Objektivi­tätsanspruch des Wissenschaftlers steht, namentlich in den Geschichtswissenschaften, zu denen ich auch die Ethnologie zähle. Bekannt ist die Zielsetzung von Leopold Ranke: Der Historiker hat nicht die Vergangenheit zu richten oder die Gegenwart zu belehren, er soll „bloß zeigen, wie es eigentlich gewesen“, selbstverständlich ohne zu lügen. Diese Devise war heilig für Generationen jener Gelehrten, die wahrhaftig keine karrieresüchtigen Schaumschläger waren; sie waren etwas engstirnig (Andreski nennt sie introvertiert), aber sie dienten treu ihrem Fach und hätten jeden plumpen Korruptions versuch standhaft abgelehnt, denn sie waren überzeugt, einzig und allein der Wahrheit zu dienen, sine ira et studio. Diese Überzeugung war ehrlich, aber ihr höchstes wissenschaftliches Ideal gilt (nicht erst in neue­rer Zeit) bestenfalls als unrealisierbares Maximalprogramm. Denn es ist menschlich nicht möglich, sich von allerlei sozialen, nationalen, konfessionellen usw. Vorurteilen völlig zu befreien - besonders dann, wenn man sich ihrer gar nicht bewusst ist. Die gefährlichsten, weil nicht ohne weiteres erkennbaren Unwahrheiten, an denen die Geschichte der Wissenschaft so reich ist, stammen beileibe nicht von zynischen Lügnern und Fälschern, sondern von ehrli­chen, aber unreflektiert denkenden Personen, ja selbst die größten bilden keine Ausnahme. Ich erinnere z.B. an das Lebenswerk von Leo Frobenius, dem die moderne Wissenschaft die entscheidenden Grundzüge ihres Afrika-Bildes verdankt. Frobenius selbst hat 1933 nicht zu Unrecht erklärt: Wir wollen nicht vergessen, dass noch vor einem Menschenalter [d.h. um die Jahrhundertwende] Afrika in der Vorstellung allgemein-gebildeter Europäer ein trostloses Land, ein Erdteil der Fieber und nur geeignet für Abenteurer und Missionare war. Und seine Eingeborenen halbtie­rische Barbaren, eine Sklavenrasse, ein Volk, dessen rohe Verkommenheit nur den Fetischismus produziert hatte und sonst nichts.5 Nun hat Frobenius durch eine Unmenge - auch dichterisch hochrangigen - Erzählgutes, durch die Werke der von ihm entdeckten Ife-Kunst, von Tausenden von Felsbildem und von vielen anderen Zeugen einer großen Vergangenheit uns einen „Einblick in erstaunliche Herrlichkeiten“ gewährt. Derselbe Mann war aber völlig blind gegenüber den damaligen Gegenwartsproblemen Afrikas, sprach gehässig von „Hosenniggem“ und war nicht fähig, die anbrechende Epoche einer synkretistisehen afrikanisch-islamischen Kultur zu erkennen. Frobenius war nicht das einzige Jahrhundertgenie, das am Anspruch konsequenter Objektivität scheiterte. Ein anderes wichtiges Beispiel bietet das Lebenswerk von Theodor Mommsen. Vor seinem Auftreten bedeutete die Beschäftigung mit der Geschichte Roms nicht viel mehr als das Zitieren antiker Autoren. Mommsen hat da eine wahrhaftig epochale Wende herbeigeführt, indem er ganze Quellengruppen von fast unerschöpflichem Reichtum - Epigraphik, Dialektologie etc. - erschloss und das Verfahren der Quellenauswertung per­fektionierte. Es ist durchaus verständlich, dass er die unkritischen Erzählungen des Märchenonkels Livius oder die parteiischen Entstellungen des hasserfüllten Tacitus - genau-5 Vgl. Vajda, László: Ethnologica. Ausgewählte Aufsätze. Wiesbaden: Otto Harrassowitz Verlag 1999, S. 239. 25

Next

/
Oldalképek
Tartalom