Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2013 - Acta Ethnologica Danubiana 15. (Dunaszerdahely-Komárno, 2013)

Tanulmányok - Bausingr, Hermann: Hamupipőke. A mesei jelképek problematikájához

Jargon - ja, echter Zauber, da die üppige Ausscheidung amero-teutonischer Phrasen die Banalität so mancher exzessiven „methodologischen“ Litaneien zu vernebeln vermag. Erschreckend ist dabei die Erfahrung, dass so viele Wissenschaftler - keineswegs nur die jüngs­ten - ohne weiteres willens sind, selbst den krassesten Unsinn nachzubeten, weil sie vor allem darauf bedacht sind, unbedingt „dabei“ zu sein. Die Bereitschaft, vorübergehend erfolgreichen „Gums“ nachzueifem, erweckt finstere Erinnerungen. Würden die Verräter der Vernunft ihre Unterwürfigkeit und ihren Nachahmungsdrang überwinden, wenn sie geschult wären, die logi­sche Analyse auch auf die ethischen Gmndfragen der Wissenschaft anzuwenden? Zu den verzweifelten Reflex-Handlungen, die die geschilderte Situation auslöst, gehörte in meinem Fall der missionarische Versuch, einigen mir nahe stehenden Studenten - künfti­gen Wissenschaftlern also - Bücher in die Hand zu drücken, die meines Erachtens geeignet sind, die Idee eines vom wissenschaftlichen Engagement geprägten Lebens zu vermitteln - aggressiver und überzeugender als es dem wahrscheinlich nicht zu Unrecht vergessenen Büchlein von Ramón y Cajal gelungen war. Zu diesen Büchern gehörten u.a. der großartige Arrowsmith-Roman von Sinclair Lewis2, die Autobiographie von Darwin3, die für einen wei­teren Leserkreis verfassten Werke von Bertrand Russel und - seit einigen Jahren - ein Taschenbuch, das vielen unter Ihnen schon bekannt sein dürfte: Die Hexenmeister der Sozialwissenschaft von Stanislav Andreski, eine gescheite und scharfe Streitschrift gegen Scharlatan4. Einige Feststellungen und Schlussfolgerungen dieses bitterbösen Buches sollen dem heutigen Referat gleichsam als Startlinie dienen. Im vorletzten Kapitel wird recht anschaulich geschildert, wie machtlos die etablierte Wissenschaft in Amerika und anderswo gegen die sogenannten Studentenunruhen war. Andreski, selbst Professor einer englischen Universität, verschweigt nicht die intellektuellen Mängel der Rebellion, deren Programm letztlich darauf hinauslief, aus der Pfanne ins Feuer zu springen. Seine Empörung gilt aber hauptsächlich denen, die die Zitadelle der Bildung kor­rumpiert und von innen her sturmreif gemacht hatten. Denn die Leichtigkeit, mit der die Wissenschaft der Übertragung von Plattitüden im Jargon erlernt werden kann, erlaubt es einem Studenten im vierten Semester, das Niveau eines Harvard- oder Columbia-Professors zu erreichen, was die natürliche Ungleichheit zwischen dem Lehrer und dem Schüler zunich­temacht. So kann man den pathetischen Anblick der international verehrten Königsmacher der amerikanischen akademischen Welt erleben, die Millionen von Dollars kontrollieren und auf Konferenzen und während eines Besuchs im Ausland von Scharen von servilen Schurken umgeben sind, wie sie nun vor ihren Studenten zittern und manchmal nicht einmal aus ihren Büros auf die Flure zu gehen wagen, weil sie fürchten, ihre Schüler packen sie am Schlafittchen und fragen sie nach ihren Meinungen und Motiven aus (S. 246 f). Auch ich bin der Meinung, dass die „Zitadelle der Bildung“ (S. 244) - in diesem Fall die Universität - vor allem durch jene „akademischen Manipulatoren“ und „Jet-set-Gelehrten“ (S. 246, 248) zugrunde gerichtet wird, die Gelehrsamkeit durch eine „schwabbelige Pseudowissenschaft“ (S. 247) ersetzen oder zu ersetzen trachten. Eines Kommentars bedarf aber Andreskis Bemerkung von der Bedeutung des introvertierten, idiosynkratischen Gelehrten (der vielleicht verrückt, querulantisch und eitel war, aber doch unkäuflich und lei­denschaftlich den Ideen hingegeben)... (S. 245). 2 Vgl. Sinclair Lewis: Dr. med. Arrowsmith. München: Kurt Wolff 1927. 3 Vgl. Darwin, Charles: Mein Leben 1809-1882. Vollständige Ausgabe der »Autobiographie«. Frankfurt am Main: Insel Verlag 1993. 4 Vgl. Andreski, Stanislav: Die Hexenmeister der Sozialwissenschaft. Missbrauch, Mode und Manipulation einer Wissenschaft. München: List 1974. 24

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