Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2013 - Acta Ethnologica Danubiana 15. (Dunaszerdahely-Komárno, 2013)
Tanulmányok - Bausingr, Hermann: Hamupipőke. A mesei jelképek problematikájához
Acta Ethnologica Danubiana 15 (2013), Komárom-Komárno Über die Ethik in der Forschung... Abschiedsvorlesung* Vajda László Vor beinahe 50 Jahren, ein Jahr vor meinem Abitur, fiel mir die ungarische Übersetzung des Leitfaden zur wissenschaftlichen Forschung des großen Biologen Ramón y Cajal in die Hand* 1. Das Büchlein ist ein Bekenntnis zur Wahrheitssuche und eine Mahnung, die ethischen Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit nicht zu vergessen; ich habe es allerdings recht flüchtig, ohne echte Resonanz gelesen - der ungeduldige Gymnasiast fand die noblen Ideen des spanischen Gelehrten allzu harmlos, um nicht zu sagen: banal. Viel später, schon in Deutschland, fiel mir zuweilen diese Jugendlektüre ein, wenn ich bei manchen Unterhaltungen den Eindruck hatte, dass es diesem oder jenem Gesprächspartner schwer fiel, von seinem wissenschaftlichen Credo zu sprechen. Manchen lag es einfach nicht, über den Sinn und die Grenzen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit nachzudenken, andere hatten wohl Angst vor pathetischen Phrasen, die sie bei einem solchen Thema anscheinend für unvermeidlich hielten. Naheliegend war auch der Gedanke, dass die Frage nach der ethischen Verantwortung des Wissenschaftlers von etlichen deutschen Kollegen als peinlich empfunden wurde, war doch damals, in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren, das entsetzliche Versagen ganzer Generationen von Gelehrten noch nicht vergessen. Gehörte das Zögern, vom Sinn und Wert wissenschaftlicher Arbeit zu sprechen, zu den Begleiterscheinungen bzw. Konsequenzen des Verfalls? Nach einigen Jahren kam dann der Dammbruch: In den ausgehenden sechziger Jahren ist nach England und Frankreich auch Deutschland von einem transatlantischen Strom berauschender Geschwätzigkeit erreicht worden - von einem Strom, der noch keineswegs verebbt ist. Im Gegenteil: unaufhörlich steigt noch die alles verschlingende Produktion jenes Kauderwelsch, das - egal, ob als Potpourri-Marxismus, Existentialismus, Strukturalismus oder wie auch immer etikettiert - den rationalen Vorgang von Fragen, Denken und Klären in einem sterilen Wortschwall zu ertränken droht. War das Feld wissenschaftlichen Lebens noch unlängst von emsiger, überwiegend nützlicher Tätigkeit beherrscht, deren Ethos allerdings oft verborgen blieb, so wird jetzt Wortzauber getrieben mit einem verwirrenden pseudowissenschaftlichen * Die Abschiedsvorlesung von Prof. László Vajda (1923-2010) wurde wahrscheinlich im Jahre 1988 am Institut für Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität zu München gehalten. Das unvollständige Manuskript der Vorlesung hat seine Witwe, Elisabeth Vajda 2013 gefunden und umgeschrieben. Mit ihrer freundlichen Zustimmung veröffentlichen wir den, trotz seiner Bruchstückhaftigkeit wichtigen, unserer Meinung nach auch noch heute aktuellen Text [Red. J.L.]. 1 Es handelt sich höchstwahrscheinlich um folgende Ausgabe: S. Ramón y Cajal: Tudományos kutatásra vezérlő kalauz. Budapest: Novák Rudolf és Társa 1928 . [Die Fußnoten des Textes sind zusätzlich von der Redaktion erstellt worden. Bemerkung J.L.]. 23