Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)

Tanulmányok - L. Juhász Ilona: Esküvő és lakodalom a temetőben. Adalékok a zsidó néphithez (Összefoglalás)

Der englische Text ist höchstwahrscheinlich auf der Rückseite der im Film sichtbaren Fotografie eingetragen. Das in der Zeit von Hungersnot und Seuchen vermählte junge Paar wurde von Verwandten und Glaubensgenossen (junge und alte, sowohl arme als auch reiche Personen) in den Friedhof begleitet, um dort mit einem gemeinsamen Gebet Kräfte für die Selbsterhaltung zu sammeln." Auf die Frage, ob die Eheschließung im Friedhof stattgefun­den hat oder bereits woanders, noch vor dem Einzug in den Friedhof, kann man keine ein­deutige Antwort geben. Der Text ist nicht eindeutig, anhand der Inschrift könnte man auch schlussfolgern, dass die Vermählung diesmal außerhalb des Friedhofs realisiert wurde. Man kann jedoch sicher feststellen, dass wir in diesem Brauch eine Variante der oben erwähnten Tradition aus Ungwar sehen können. Wir haben es also wieder mit einem zeremoniellen Muster zu tun, welches zur Abwehr einer Seuche, die die jüdische Glaubensgemeinde gefähr­dete, vorgesehen war. Andere schriftliche Belege, die eine jüdische Eheschließung im Friedhof dokumentieren würden, habe ich bisher nicht gefunden. Einen wertvollen und aufschlussreichen Beitrag fin­det man jedoch in den aus dem 18. Jahrhundert stammenden Memoiren einer jüdischen Kaufmannsfrau (Hameln 2000)11 12. Glikl Hameln, die den Großteil ihres Lebens in Altona bei Hamburg verbrachte, hat die aufwendige Hochzeit ihrer Tochter in Cleve13 detailliert geschil­dert14: daraus erfahren wir, dass im Rahmen der Hochzeitsfeier ein von maskierten Menschen vorgeführter Totentanz stattgefunden hat: „Dann traten in Masken verkleidete Menschen ein, die sehr schöne Produktionen und verschiedene Drolerien ausgeführt hatten, die alle sehr lustig waren. Die Verkleideten haben zum Schluß einen Totentanz aufgeführt” (Hameln 2000, 79). Wir haben es hier mit einem durchaus interessanten Motiv zu tun, vor allem deshalb, weil der Totentanz, der sich im Laufe des 16. Jh. verbreitet hatte, ursprünglich ein christliches Genre gewesen ist (dieser Sachverhalt wird auch vom Autor in einer entsprechenden Anmerkung ausdrücklich betont). Der Brauch „konnte sich trotzdem auch in jüdischen Kreisen etablieren, er ist sogar zum Bestandteil verschiedenster Friedensfeste geworden” (Hameln 2000, 79). Diese Angabe liefert auch einen sehr wichtigen Beitrag für das Verständnis der jüdisch-christlichen kulturellen Wechselwirkungen. Die Entstehung des Totentanzes als Brauch kann man mit den Pestepidemien in Verbindung bringen - diese „Genre” hat sich als eine Art Gegenreaktion zum überall wütenden Tod ausgebildet, mit dem Ziel, zu veranschaulichen, dass der Tod keine Unterschiede zwischen den Armen und den Reichen kennt. Es sind zahlreiche mittelalterliche Freskodarstellungen des Totentanzes bekannt15, so etwa an der Außenwand des Ossariums im österreichischen Metnitz. In dieser 11 www.myspace.com/video/bagnowka7/pogrzeb-czy-lub-wedding-or-funeral-o-yka 1920/101629158 (herunterge­laden: 22. Januar 2011). 12 Die 1646 geborene Glikl Hameln (1646-1719) hat ihre Lebenserinnerungen mit hebräischen Buchstaben, auf .jüdisch-deutsch” verfasst, sie wurden 1896 im Frankfurt am Main von David Kaufman verlegt, die Schriften sind später 1923 und 1980 im Jüdischen Verlag erschienen. Diese Ausgabe wurde von László Jólesz ins Ungarische übersetzt, wobei die ursprünglichen Fußnoten ebenfalls einbezogen und beibehalten wurden. Die Memoiren enthalten zahlreiche wertvolle Angaben hinsichtlich der Bräuche, der Feste, der Lebensführung, der sozialen Kontakte etc. des jüdischen Bürgertums. 13 Die Stadt heißt heute offiziell Kleve und befindet sich in Nordrhein-Westfalen, in der Nähe der deutsch-hollän­dischen Grenze. 14 Das besonders Interessante an der Hochzeit war, dass der Kurfürst Friedrich, der zu jener Zeit in Cleve weilte, daran ebenfalls teilgenommen hat (Hameln 2000, 77-78). 15 Für eine ausführlichere Schilderung vgl. Corvisier, André: Tance Smrti. Praha, Volvox Globator, 2002 [Orig, erschienen unter dem Titel: Les danses macabres. Paris 1998], 87

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