Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)
Tanulmányok - L. Juhász Ilona: Esküvő és lakodalom a temetőben. Adalékok a zsidó néphithez (Összefoglalás)
Fischke war schon in den Jahren und hatte nicht übel Lust zu heiraten und Glupsk mit einigen Kindern zu beglücken. Zu seinem Unglück hatte man ihn aber gänzlich vergessen, und er wurde, wie ein fauler Artikel im Buchhandel, zu einem Ladenhüter. Selbst bei der Mobilmachung aller Bräutigame in der Cholerazeit hatte man ihn vergessen: in der Zeit, als die Glupsker Gemeinde alle elenden Krüppel, Bettler und Taugenichtse aufgriff und sie auf dem Friedhofe zwischen den Grabsteinen mit ebenso elenden Mädchen verheiratete, um die Seuche abzuwenden. Statt seiner verheiratete die Gemeinde zunächst den berühmten Krüppel Jontel, der sich, auf dem Gesäss rutschend, mit Hilfe zweier kleiner Holzschemel in den Händen fortbewegte, mit einer stadtbekannten Bettlerin, die Zähne so gross, wie Schaufeln und eine Hasenscharte hatte. Die Cholera bekam vor diesem Ehepaar grosse Angst: sie brachte vor Schreck noch eine Anzahl Glupsker Einwohner um und machte sich aus dem Staube. Das nächste Mal wählte man Nochumtsche, den Gemeindenarren. Dieser wurde auf dem Friedhofe in Gegenwart vieler vornehmer Leute mit einem Mädel getraut, wie, mit Verlaub zu sagen, schon von Kind auf eine Krone auf Kopfe trug und vor der es in der Stadt hiess, dass sie eine Zwitter sei. Die Gemeinde hatte sich auf dieser Hochzeit sehr gut unterhalten und auf dem Friedhofe zwischen den Grabsteinen ein ganzes Meer Schnaps ausgetrunken. ,,Das ist gut!“ sagte sich die Leute: „Sollen sich die jüdische Kinder der Cholera zum Trotz vermehren, sollen die armen Krüppel ihr Vergnügen haben ... “ (...) Kurz und gut, die Gemeinde hatte Fischke gänzlich vergessen. Nach Glupsk kam wieder einmal die Cholera, Fischke half sie aber wieder nicht. Er blieb nach wie vor Junggeselle. Selbst die nasenlose Muhme, die die Angewohnheit hatte, in Begleitung eines Fiedlers tanzend und singend durch die Gassen zu ziehen und mit einem Teller milde Gaben einzusammeln, damit irgendein Paar Leichen zum Hochzeitstanz gehen konnte, damit die Krüppel, Bettler und armen Mädchen, Gott behüte, nich sitzen blieben, - selbst diese gute, mitleidige Muhme hatte.1 Auf die folgende Geschichte stieß ich in einer Sagensammlung über Krakau. Die Erzählung mit dem Titel Die Hochzeit auf dem jüdischen Friedhof berichtet über eine Vermählung während der großen Pestwelle, die „vor 600 Jahren” in Krakau wütete, mit dem Zweck der Epidemie ein Ende zu setzten (Basiura 2004, 99-101). In diesem Falle musste das künftige Ehepaar der Tradition nach nicht nur arm, sondern auch körperlich behindert sein, die Wahl der Gemeinde fiel daher auf einen einäugigen Bräutigam und eine hinkende Braut. Nach der Eheschließung hat man im Friedhof eine mit Tanz und Musik verbundene Flochzeitsfeier organisiert, die auch nach dem Anbruch des Sabbats7 8 fortgesetzt wurde. Der Legende nach wurde die feiernde Gesellschaft als Strafe für die Verletzung der Gesetze von der Erde verschluckt.9 Im Internet habe ich eine Videoaufnahme gefunden, die in einem jüdischen Friedhof gedreht wurde: darin wird das wichtigste Zubehör der Feierlichkeiten, ein auf vier Säulen ruhender Baldachin festgehalten, in diesem Fall von einer Menschenschar umgeben. Die mit dem Titel „Pogrzeb czy slub? Wedding day or funeral?” [Begräbnis oder Trauung?] versehene Aufnahme zeigt u. a. eine mit Hand geschriebene englische Inschrift, die mit der Datierung „Feb. 29. 1920” sowie der Benennung des Ortes ergänzt wird („Olyka Poland”)10. 7 Menetele Moicher Sforim: Fischke der Krumme. Verlag: tredition GmbH Hamburg o. J., S. 35-36. http://books.google.sk/books?id=J9oHDTyltuMC&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Mendele+Moicher+ Sforim%22&source=bl&ots=ENZLukAYOq&sig=7HdRr6qum9aOQD_2czhN_8rbUUc&hl=sk&sa=X&ei=gjt kUJjAIojHtAa3vYGYAw&ved=OCDMQ6AEwAQ#v=onepage&q&f=false 8 In der jüdischen Religion ist der Sabbath, also der Samstag, der siebte Tag der Woche ein Festtag und gilt als äußerst strenger arbeitsfreier Tag. Der Sabbath beginnt nach dem Sonnenuntergang am Freitag, die Familienmutter weiht den Tag mit Zündung einer Kerze (Ujváry 2000, 865). 9 Die ungarische Übersetzung der beinahe ganzen Legende s. im Anhang! 10 Die Gemeinde wurde 1938 der Sowjetunion angeschlossen, heute befindet sie sich in der Ukraine. 86