Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2008-2009 - Acta Ethnologica Danubiana 10-11. (Dunaszerdahely-Komárno, 2009)
Tanulmányok - Spieker, Ira: "A kuli olcsónés jól dolgozik…" Idénymunkások 1900 körül Közép-Európában a gazdasági kalkulációk és a szociális rágalmak kereszttüzében (Összefoglalás)
Der argumentative Schachzug dieses Textes basierte darauf, chinesische Arbeiter durch entsprechende Attributierungen in die Nähe von Tieren zu rücken, anstatt sie mit Menschen gleichzusetzen. Dadurch war auch die Berechtigung für ihre soziale Deklassierung und Abwertung gegeben. Mehr noch, die vermeintliche Gefahr, die chinesische Arbeiter durch ihre Unsauberkeit, Unberechenbarkeit und Rücksichtslosigkeit darstellen, gebot es geradezu, im Sinne hilfloser und „erhaltenswerter“ Mitglieder der Aufnahmegesellschaft entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Und schließlich gab es - trotz oder wegen aller „Andersartigkeit“ - sehr wohl Befürchtungen, dass sich chinesische Arbeiter in Europa integrieren könnten. Im schlimmsten Fall wurde gar das Schreckgespenst der „Rassenvermischung“ an die Wand gemalt.IS Die Gefahr schien groß, galten doch die Chinesen als polygam und zudem „mit allen asiatischen Geschlechtstrieben und Perversitäten ausgestattet“; die deutschen Frauen hingegen waren wegen ihrer „bekannten Vorliebe der deutschen Weiblichkeit für alles Ausländische, vor allem für das Exotische“ besonders gefährdet — so die Ängste der männlichen Rufer in den Wind (Conrad 2003, 86). In diesen Argumentationskonzepten begünstigten sich die biologistisch determinierte Unterstellung von (ethnischer) Minderwertigkeit und die soziale Abwertung durch den konstruierten Makel einer ethisch-moralischen Charakterschwäche sowie kultureller Unterlegenheit gegenseitig. Einige Ökonomen plädierten dennoch dafür, sich im Interesse einer funktionierenden Landwirtschaft über nationale Bedenken und ethisch-moralische Gefahren hinweg zu setzen. Sollte die Arbeitemot fortbestehen, wird „auch zum Kuli gegriffen werden müssen“, so forderte es ein Berichterstatter vor dem Preußischen Landesökonomiekollegium im Jahr 1900. „Deutschland kann seine Landwirtschaft nicht zu Grunde gehen lassen. Es muss lieber mit einem Krebsschaden rechnen, den es vielleicht nie mehr ausmerzen kann, als daß das Land unbebaut bleibt“ (zit. nach Nichtweiß 1959, 63). Das Eigene und das Fremde - zwischen Furcht und Faszination Stereotype wie diese stellen verallgemeinernde Werturteile dar, die auf Gruppen oder Einzelne (als Mitglieder einer Gruppe) angewendet werden (Hahn - Hahn 2002, 21). Verallgemeinerungen, wie sie durch Stereotypisierungen getroffen werden, haben eine Orientierungsfunktion: Sie sind notwendig, um die Komplexität der Lebenswelt mit ihren vielfältigen Information auf ein Maß zu reduzieren, das der eigenen Aufnahmekapazität entspricht. Sie wirken zudem stabilisierend in Bezug auf das jeweilige politische oder soziale System. Stereotype verändern sich im gesellschaftlichen und historischen Kontext in Bezug auf Bedeutungsinhalt, Wortlaut und Funktion. Vorurteile bilden demgegenüber soziale Urteile ab, die nicht nur vorschnell auf mangelnder Informationsbasis getroffen werden und übergeneralisierend sind, sondern darüber hinaus auch starr und dogmatisch bleiben, d.h. das Urteil wird auch bei gegenteiliger Information nicht geändert. Vorurteile entstehen beispielsweise in Konkurrenz- und Konfliktsituationen; die Stigmatisierung der Fremdgruppe verstärkt den Zusammenhalt der Eigengruppe. Die Ausgrenzung geschieht häufig über die Konstruktion von sozialer Unerwünschtheit (Erb 1995, 16 f.). Stereotype hingegen wirken in ihrer sozialen Funktion 15 Im zeitgenössischen Diskurs wurde dafür das Schlagwort der „farblosen Gefahr“ geprägt; vgl. Conrad 2003, 86 f. 118