Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2005 - Acta Ethnologica Danubiana 7. (Dunaszerdahely-Komárno, 2005)
Tanulmányok - Borsos, Balázs: Az új Stewardra várva. Ökológiai antropológia és neoevolucionizmus (Összefoglalás)
von der untersuchten Gruppe und von den Prämissen der Forschung anhängig sind, weshalb zwei verschiedene Analysen nur schwer miteinander zu vergleichen sind.14 Bei der gleichzeitigen Analyse von kultureller und biologischer Evolution taucht unumgänglich die vorhin erwähnte Frage auf, ob die Informationsübertragung in den beiden Prozessen unterschiedlich ist: Die genetische Information wird in Form von DNS durch Reproduktion in die nächste Generation übertragen, (sie wird eventuell unter Selektionsdruck ausgeschieden). Währenddessen wird die kulturelle Information durch symbolische Repräsentation, durch Lernprozesse angeeignet, auch innerhalb dergleichen Generation. Die genetische Informationsübertragung kann wegen der biologischen Zusammengehörigkeit der Menschheit universell sein, aber der kulturelle Informationsaustausch nicht. Um erfolgreichen Informationsaustausch zu haben, müssen gleiche Strukturen von symbolischer Repräsentation vorhanden sein. (Die visuelle Informationsübergabe ist wegen ihrer Universalität in modernen Gesellschaften in den Vordergrund getreten.) ,J. S. Bach’ der Genetik, Cavalli-Sforza15, unterscheidet vier Übertragungsmodi, wie die kulturelle Information übertragen werden kann: Eltern - Kinder, Dirigent - Dirigierter, nicht verwandte Personen - Personen, Gruppe - Einzelner. Die ersten beiden Beziehungen sind vertikal (d. h. zwischen Generationen), auch die zweite ist mehrheitlich vertikal, wenn auch darin horizontale Beziehungen erscheinen. Die dritte und vierte Beziehung ist überwiegend horizontal, d.h. im Informationsaustausch nehmen etwa Gleichaltrige teil, bzw. ist die Zugehörigkeit zu einer Generation an und für sich irrelevant. Laut Cavalli-Sforza soll in den traditionellen Gesellschaften die vertikale Übertragung beachtlich sein, während in den modernen Gesellschaften auch die horizontale in den Vordergrund trete, und das soll die Geschwindigkeit der kulturellen Evolution erklären (Cavalli-Sforza 1988, 244-246). Der Frage des kulturellen und genetischen Informationsaustausches wird von allen Forschern der ökologischen Anthropologie Beachtung geschenkt, aber eine holistische Auflösung des Problems blieb bisher aus. Eine gleichzeitige Untersuchung der kulturellen und biologischen Evolution wird dadurch erschwert, dass in der Anthropologie die Ansicht vertreten wild, die Kultur sei als die Gesamtheit von Symbolen und nicht als die Gesamtheit von Verhaltensadaptationen anzusehen (Rambo 1991a, 92). Es ist darum schwierig, von diesen zwei Prozessen - unterschiedliche Aspekte betonend - ein weitgehend gültiges Bild zu zeichnen. Die ökologische Anthropologie stößt auf ein schwer lösbares Problem, wenn sie dennoch versucht, die umweltlichen und kulturellen Faktoren in ihrer Einheit zu erfassen. Die Aufstellung einer Synthese wird auch durch die Tatsache nicht erleichtert, dass einige Detailfragen, wie z. B. die Lösung der Selektions- bzw. Adaptationseinheit, nur auf Hypothesen beruhen. 14 Nehmen wir zwei Beiträge als Beispiel, die sieh beide mit solchen bäuerlichen Gemeinschaften befassen, die in komplexe Gesellschaften integriert sind, und die Feldbau in Überschwemmungsgebieten betreiben. In der ökologischen anthropologischen Analyse des Bodrogköz (NO-Ungarn) werden X Faktoren der natürlichen Umwelt in Brwägung gezogen, die teilweise von der Gesellschaft beeinflusst werden (geographische Kleinrcgion, Höhe über dem Meeresspiegel. Physiographic (d.h. relatives Relief), siedlungsgeographisehe Lage, siedlungsgeographische Struktur, Jahresdurchschnitt von Niederschlag und Temperatur, Bodentypen) (Borsos 2000, 49 51). Demgegenüber zieht Rambo beim Vergleich von Bauerngesellsehaften (peasant systems) im Roten Fluss-Delta und im Mekong-Delta neben den sozialen, ganz andere, ausgesprochen komplexe Faktoren unter den Umweltfaktoren in Erwägung: Biodiversilät, physiographische Diversilät, Tragfähigkeit, Kosten der Ausnutzung der Umwcltressourccn, Qualität von Kommunikation- und Verkehrssystemen, lebensgefährdende Faktoren (Seuchen, Flut, Taifun... usw.) (Rambo 1977. 1X4). Von all diesen können nur Physiographic und physiographische Diversilät als ähnlich bezeichnet werden. 15 Die Familie Cavalli-Sforza ist in der Genetik so berühmt wie die Familie Bach in der Musik. Unter ihnen könnte Luigi Luca analog zu Johann Sebastian Bach angesehen werden (Csányi 1999, 254.) 33