Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2005 - Acta Ethnologica Danubiana 7. (Dunaszerdahely-Komárno, 2005)
Tanulmányok - Borsos, Balázs: Az új Stewardra várva. Ökológiai antropológia és neoevolucionizmus (Összefoglalás)
Ende des 20. Jahrhunderts ist die evolutionistische Theorie bereits mit der Systemtheorie, der Stütze der ökologischen Anthropologie, stark verbunden. So gesehen - da nach dem zweiten Satz der Thermodynamik das Universum dem Zustand der Ungeordnetheit zustrebt - sollte die Geschichte und insbesondere die Evolution, als ein auf immer mehr Geordnetheit hinauslaufender Prozess, als die Steigerung der Unwahrscheinlichkeit angesehen werden (Luhmann 1992, 283). Zwar gewann noch die progressivistische Sozialtheorie in der Person von Jürgen Habermas, dem Ausleger des auf die Geschichte bezogenen, inversen ,Haeckel- Gesetzes’ (die Epochen der Menschheitsgeschichte werden analog zur Ontogenese festgestellt), einen ausgezeichneten Theoretiker und Verfechter, griff die postmoderné Wissenschaftskritik nicht nur den Evolutionismus, sondern alle Wissenschaftstheorien mit einheitlichen Denkweisen heftig an. Anstelle der umfassenden, allgemeingültigen Narrativa treten Vielfalt und Relativismus, anstelle der wissenschaftlichen Integration Multidisziplinarität und die Zergliederung der Kenntnisse. Diese Art der Wissenschaftsentwicklung steht aber den weltbestimmenden Prozessen der Globalisierung gegenüber. Wenn auch die gegenwärtigen wirtschaftlichen Entscheidungsmechanismen von alternativen Wirtschaftswissenschaftlern heftig kritisiert werden, fand der für die Wissenschaft charakteristische postmoderne Paradigmenwechsel im Bereich der Wirtschaft und Technik nicht statt, und die Entscheidungen werden weiterhin von mystifizierten, einen Wirtschaftswachstum verheißenden Eckzahlen (wie GDP, GNP, Produktivität usw.) beeinflusst (Sárkány-Somlai 2003a, 21-22). Die von der ökologischen Krise noch am meisten betroffenen Funktionäre können auch nur den Slogan der ‘nachhaltigen Entwicklung’ wiederholen; auf der über begrenzte Ressourcen verfügenden Erde ist das offensichtlich kein gangbarer Weg. Ein eindeutiges Zeichen der Krise ist es, dass obwohl der Fortschritt’ in den Gesellschaften weiterhin ein gültiges Ziel zu bleiben scheint, sind es immer weniger Menschen, die daran auch glauben (Sárkány-Somlai 2003a, 23). Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die Wissenschaft zu bereits ungültig gewordenen Paradigmen zurückkehrt. Genauso wenig denkbar erscheint aber auch ein postmoderner Wandel in den Entscheidungsmechanismen der Wirtschaft in der nächsten Zukunft - dies umso weniger, wenn wir noch die Wirtschaftsanalyse erwägen, die die globalen Prozesse für das Resultat der Eigenbewegung des Systems und nicht für das von einzelnen Entscheidungen hält (Korten 1996, 227-237). Wegen des Widerspruches zwischen den Prozessen der Wissenschaftsentwicklung und der Wirklichkeit ist es kaum denkbar, auf der konzipierten Grundlage des Evolutionismus’ eine wissenschaftliche Synthese aufzustellen, die von dem Elefanten der ökologischen Anthropologie ein überzeugendes Bild zeichnen könnte. Die Synthese an sich ist dennoch ein substantieller Bedarf in der ökologischen Anthropologie, die weiterhin vor dem Dilemma steht, wie die Phänomene von Natur und Gesellschaft von einem ausreichend weitgefassten System erfasst werden können, das aber die bisherigen Dichotomien von Gesellschaft/Natur = sie/wir überholen könnte (Little 1999, 257-259). Einige Anthropologen glauben, die Synthese mit einer in Zusammenarbeit von Biologen und Anthropologen erarbeiteten Neudefinition des Begriffes Adaptation zu erreichen. Andere wiederum glauben, dass die neuen Richtungen der ökologischen Anthropologie (die ‘neuen Ökologien’) eine Synthese in Form des sog. neuen Materialismus bewirken werden, der im Konsens von textuellen, semiotischen Ansätzen und anderen Disziplinen (Biologie, Politologie, Wirtschaftswissenschaft, Historie) die Gegensätze - belastet auch von der Gegenüberstellung von Idealismus und Materialismus - ausgleichen wird (Biersack 1999, 5, 11). Eine neue Synthese müsste neben der Konzeptualisierung der Selektions- bzw. Adaptationsabläufe in der Evolution, die auch die umweltlichen und kulturellen Faktoren in Betracht zieht, auch die Erklärung der gegenwärtigen Phänomene beinhalten. Dies kann nur innerhalb einer Systemtheorie, die eine gleichzeitige Auslegung 34