Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2005 - Acta Ethnologica Danubiana 7. (Dunaszerdahely-Komárno, 2005)

Tanulmányok - Borsos, Balázs: Az új Stewardra várva. Ökológiai antropológia és neoevolucionizmus (Összefoglalás)

oder die übertriebene Ausbreitung einer Produktionsform kann die Übernutzung der Umwelt und letztlich den Verfall der Kultur zur Folge haben.10 11 Die neoevolutionistische Sichtweise ist für die ökologischen Anthropologie nicht nur wegen der Erforschung von Umweltfaktoren beachtenswert, sondern sie liefert wichtige Angaben zur grundlegenden Frage der ökologischen Anthropologie, zur Problematik der Forschungseinheit, und zwar durch die Erforschung der Selektionseinheit, ln der Theorie der Biologie und kulturellen Evolution ist die Klärung der Selektionseinheit unvermeidbar, denn alle Ausführungen beruhen auf dieser Frage. Würden wir uns nur nach der Intensität der Argumentierung richten, könnte man glauben, dass in der Evolutionsbiologie die reduktion­­istischen Theorien vorherrschen und die Theorie Dawkins’ vom ‘geizigen Gen’ (selfish gen) angenommen worden sei. ln Wirklichkeit sind neben dem Gen als Selektionseinheit sowohl Organismus, Gruppe, Population, Zönobium wie auch das Ökosystem annehmbar (Dawkins 1986. Vgl. Rambo 1991a, 56). Nichtsdestotrotz hat die Ansicht der Gruppenselektion in der Biologie wenig Anklang gefunden (Csänyi 1999, 35-37). Die Soziobiologie belässt es auch nicht dabei, das Gen nur in der Biologie als Grundeinheit zu betrachten, sondern betrachtet es auch in der kulturellen Evolution als solche." Diese Theorie nimmt gleichwohl schwere Las­ten auf sich: Wenn wir diesem Gedankengang folgen, dann sollten der genetischen Diversität auch eine kulturelle Diversität, und den genetischen Leistungen auch kulturelle Leistungen zugesprochen werden. Tiefliegende Argumente sprechen gegen diese Annahme: Völker von gleicher Sprache und Herkunft können unter unterschiedlichen natürlichen Umweltbedingun­gen unterschiedliche Kulturen aufbauen,12 und der über Rassen und Kulturen streuende Ein­fluss der amerikanischen Zivilisation kann diese Theorie ebenfalls nicht stützen. Kein Geis­teswissenschaftler würde aber behaupten, dass sich mit der Entstehung der Kultur die biolo­gische Evolution auflöst. Beide wirken zugleich (Ko-Evolution), mit der Einschränkung, dass das Ausscheiden der Selektionseinheiten in der kulturellen Evolution mit einer anderen Geschwindigkeit vonstatten geht als in der biologischen. Diese Geschwindigkeit hängt aber nun davon ab, was als Selektionseinheit angenommen wird (Csänyi 1999, 259-261). Diesbezüglich haben die evolutionistischen Autoren mehrere Vorschläge. Die Pioniere der Theorie und ihre Nachfolger betrachteten ganze kulturelle Systeme, Gesellschaften als Selek­tionseinheiten, eben weil sie nicht den Spuren von Darwin, sondern denen von Marx und Spencer folgten. Die kulturellen Systeme sind im Vergleich zum Organismus oder zur Spezies keine leicht abgrenzbaren Einheiten, denn sie bilden einander vielfach überlappende, sich kreuzende Netzwerke. Wenn es auch Beispiele für die Selektion großer kultureller Einheiten gibt, konnten sie im Verlauf der kulturellen Evolution nur als Ausnahmen gelten, wie das massenhafte Aussterben in der Tierwelt am Ende des Paläo- und Mesozoikum (Erdaltertum, Erdmittelalter). (Rambo 1991a, 62-65) Nach anderen Theorien können in der kulturellen Evolution einzelne Kulturphänomene als Selektionseinheiten dienen, die von den einzelnen Gesellschaften eingebaut, verwertet, bzw. ausgeschieden werden (Rambo 1991a, 66). Die 10 Borsos 2000, 185-186. Meggers ( 1054) fuhrt den Verfall der Maya-Zivilisation darauf zurück, dass der tropische Rcgcnwald für intensive Feldbau ungeeignet war, was zum Hrhalt dieses komplexen Staates aber nötig gewesen ware. 11 Lumsdcn -Wilson 1081. Auf ungarisch ist bei Wilson (2003, 152-153.) eine Andeutung zu lesen. Aber Wilson macht hier nur einen strittigen, rhetorischen Zug, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu fesseln (Wilson 2003, 153. Siche die Anmerkungen von McGee-Warms). 12 Eines der bekanntesten Beispiele ist das der ostafrikanischen Pokots (Suks): Einige Gruppen leben auf trocke­nen Ebenen als Hirten, andere leben in anderer Umwelt, auf nicdcrschlagrcichcrcn Höhen als Pflanzcnbaucr (Ecddcrs Salvadori 1070,67; Reckcrs 1001, 61 65). 31

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