Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
1. Tanulmányok - Cox, H. L.: Megnyitó
als solche steht in den meisten Vorträgen im Vordergrund , sondern die mögliche strukturelle Gliederung und das Entstehen einzelner kultureller Systeme bzw. Teilsysteme. Erlauben Sie mir einen kurzen Rückblick. Während im frühen 20. Jahrhundert als Folge der Kontinuitätsprämisse noch von einem engen Zusammenhang zwischen frühmittelalterlichen Stämmen und kulturellen Objektivationen im weitesten Sinne ausgegangen wurde, hat bereits die ältere Kulturraumforschung in den zwanziger Jahren die Entstehung von sogenannten Kulturräumen weitgehend als das Ergebnis von meistens wellenartigen Kulturströmungen, die sich aufgrund historischer Kommunikationsmuster vollzogen hätten, betrachtet. Der chorologische Faktor stand allerdings nach wie vor im Vordergrund und der Begriff Kommunikation wurde dabei damals noch weitgehend auf Verkehrsströme und menschliche Kontakte im weitesten Sinne eingeengt. Eine Fortsetzung der eher historisch als synchron ausgerichteten Kulturraumforschung bildete seit den siebziger Jahren die sogenannte Innovationsforschung. Als sich nämlich in synchronen Feldstudien allmählich immer stärker herausstellte, daß eine kontinuierliche wellenförmige Ausbreitung durch Kulturbewegungen dem komplizierten Vorgang der Diffusion kultureller Neuerungen nicht gerecht werden konnte, verlagerte sich das Interesse auch auf die Erforschung der landschaftsspezifischen Kommunikationskanäle, namentlich der strukturellen Gegebenheiten des Sozialsystems und des soziokulturellen Wertsystems im Zusammenhang mit der Annahme einer Idee, einer Verfahrensweise oder eines Gerätes. Dies hatte dann zwangsläufig eine Verlagerung der Analysen von der Makro- auf die Mikroebene zur Folge. Fleute sehen wir Diffusionen als hochkomplizierte Prozesse und als Produkt kultureller, wirtschaftlicher und politischer Vorgänge und Situationen in historischer Zeit, wobei sozialpsychologische Elemente für eine erfolgreiche Diffusion im geographischen Raum oft von entscheidender Bedeutung sind. So bedingen - um ein Beipiel zu nennen - im Bereich der materiellen Kultur neben der Frage des Wertsystems, des wirtschaftlichen Nutzens und der Kompatibilität mit bereits erfolgreich abgeschlossenen Innovationen ebenso die Frage des psychologischen Mehrwertes der Neuerung nicht zuletzt die Akzeptanz und den Zeitpunkt einer Übernahme. Sogar wirtschaftlich interessante Neuerungen konnten sich im allgemeinen nur dann durchsetzen, wenn zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Innovation der Lebensstandard deutlich über dem Existenzminimum lag bei einer steigenden Risikobereitschaft der Akzeptanten. Dies alles nun führte zu der Erkenntnis, daß eine Rekonstruktion historischer Diffusionsprozesse und somit eine Deutung ihrer Grenzen aufgrund synchroner Karten zwangsläufig zu Fehlinterpretationen fuhren muß, falls nicht ein (möglichst) flächendeckendes historisches Material vorliegt, das es erlaubt, a) eine Reihe von metachronen historischen Verbreitungsbildem zu skizzieren und b) eine Analyse der historischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Determinanten vorzunehmen. Dies führte dann zwangsläufig zu einer Schwerpunktverlagerung von der historischen Makroanalyse größerer geographischen Einheiten zur vertikalen historischen, wirtschaftlichen und sozialen Mikroanalyse einzelner Landschaften aufgrund quantitativ und qualitativ auszuwertender seriellen Quellen. Ich hoffe, daß die diesjährigen Beiträge neue Akzente setzten, und ältere Anschauungen revidieren werden. In diesem Sinne hoffe ich auf fruchtbare Diskussionen und ein gutes Gelingen unserer Tagung. 18