K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859

t 6 truir, obwohl er sonst als Naturkundiger die höchste Achtung verdient. Der finstere Heraklil von Ephe­sus, «ler sich mehr durch Stolz und Misantropie, als durch wahre Weisheit auszeichnete, hielt das heuer für den Grundstoff der Dinge, oder nahm wenigstens eine feurige Weltseele an. Mechanik, Hydrostatik, Hydraulik, Optik so auch im Ganzen genommen die Naturwissenschaften blieben jetzt noch in ihrer Kindheit. Der Gesichtskreis war noch zu sehr beschränkt. Die Produkte ferner Länder und Zonen fehlten dem vergleichenden Beobachter, ebenso die Vorrichtungen zu Experimenten. Aus wenigen und mangelhaften Daten konnte man keine reale Wissenschaft bauen; spekulative Theorien, welche den Mangel ersetzen sollten, führten die Unwissenheit und Irrthum, und die aus der Magie, und dem Feti­schismus hervorgegangenen Thorheiten fesselten dem Forschungsgeiste die Flügel. Einige grosse Geister warfen zwar die Fesseln ab; doch konnten sie nur in einzelne Räume Licht bringen. Die den gemeinen Be­dürfnissen näher liegenden Zweige der Naturkunde, insbesondere die Metallurgie und soviel von der Chemie, als die Fabriken und Gewerbe zu ihrem unmittelbaren Gebrauche erheischten, wurden nicht ohne Erfolg be­arbeitet. Der zu Stagira in Macedonien geborene Aristoteles, Plato's Schüler machte Epoche in den meisten Zweigen des Wissens. Unzufrieden mit den poetischen Lehren des Plato verhess Aristoteles die sonst im Tone bescheidene Akademie, und stiftete zu Athen im Lyceo eine eigene Schule, peripathetische genannt. Dieser grosse, und tiefsinnige Denker, dessen ungeheures Genie das ganze Reich der Kenntnisse umfasste, sonderte die einzelnen Gebiete derselben durch bestimmte Grenzen von einander ab, gab allen eine streng scientifische Gestalt und verkündete den allgemeinen Kanon der Vernunft. Wenn seine Entdeckungen in der Philosophie das selbstständige Werk seines Geistes waren; so bedurfte er; um die Realwissenschaften weiter führen zu können der liberalen Unterstützung seines königlichen Schülers Alexander. Insbesondere hat die Mathematik in allen ihren Zweigen durch den Fleiss der alexandrinischen Gelehrten gewonnen. Der grosse Euclides aus Gela, Plato’s Schüler, und in der reinen Mathematik eine strahlende Leuchte stand an ihrer Spitze. Erathostenes von Cyren — auch in andern Fächern gross — und Apollonius aus Perga in Pamphylien, den man den grossen Geometer nannte, eiferten ihm nach. Die­selbe Bahn betrat der bewunderungswürdige Archimedes, der in den meisten Theilen der reinen und ange­wandten Mathematik Epoche machte. Seine Erfindungen in beiden sind keinem Gelehrten fremd. Die Mecha­nik brachte er in systematische Ordnung; 250 v. Chr. bewies er die Gesetze des Hebels, des Flaschenzu­ges, der schiefen Ebene, der Schraube u. s. w. er lehrte auch den Schwerpunkt der Körper auf mathemati­schem Wege zu bestimmen; was er durch Maschinen und Brennspiegel zur Vertheidigung Syracusens gegen die Römer that, hielt er selbst für das geringste Monument seines Ruhmes; auch die Hydrostatik und Hy­draulik wurde von ihm betrieben. Um das Jahr 210 v. Chr. erfand Heron zu Alexandrien den Windkessel, so wie eine sehr sinnreiche Spielerei, den sogenannten Heronsbrunnen, welcher jedoch keine Anwendung fin­det; er kannte schon auch die Erscheinungen des Hebers, welche man damals, da den Alten die Kenntniss des Luftdruckes fehlte, aus einer anziehenden Kraft des leeren Raumes (horror vacui) zu erklären suchte. Bezüglich der Akustik haben Aristoxenes und seine Schüler von der Strenge der pythagoräischen Töne abweichend grössere Aufmerksamkeit der Harmonie gewidmet. Als neues musikalisches Instrument wurde vom Archimedes, nach Andern vom Ctesibius die Wasserorgel erfunden. Die mathematische Geographie wurde durch Hipparchus, Eratosthenes, Possidonius und Andere glücklich bearbeitet. Der erste berech­nete die Länge und Breite der Örter, der zweite mass den Umkreis der Erde und wurde der Hauptlehrer der Geographie bis auf Ptolemaeus. — Die drei genannten Geographen waren auch als Astronomen gross. Hipparchus und Sosigenes verbesserten zur Julius Caesar’s Zeit den Kalender. — Die vom Alexander aus Babylon an Aristoteles geschickten Beobachtungen der Chaldäer halten die Fortschritte der Astronomie er­leichtert. Aristarchus vertheidigte das pythagoreische Sonnensystem. Man kannte schon die Vorrückungen der Nachtgleichen, mass die Schiefe der Ekliptik und die Entfernung der Sonne von der Erde. Die Physik hielt nicht gleichen Schritt mit den oberwähnten Wissenschaften. Die schon bekann- tan Ursachen hemmten ihre Fortschritte. Träumereien spekulativer Systeme galten für Naturgesetze, Hypo­thesen vertraten die Stelle der Versuche. Selbst Aristoteles ist in der Physik minder gross als in anderen Fächern; der einzige Theophrastes, Schüler des Aristoteles, in der Pflanzenkunde besonders berühmt, wird als Physiker in der Geschichte erwähnt. In diesem Zeitraum waren die Römer in allen obbenannten Disciplinen entweder noch ganz un­wissend, oder blosse Schüler der viel gebildeteren Griechen.

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