K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859
7 III. Zeitraum. Von 30. vor Chr. — 395 nach Geb. Chr. Am Anfänge dieses Zeitraumes und in den zwei ersten Jahrhunderten blühten die Kunst und Wissenschaft, beide hatten sich schon auch über das römische Reich verbreitet. Die griechischen Schulen blieben noch immer die vorzüglichsten. Doch wurden auch im Abendlande zu Rom, Mailand, Marseille, Trier, Karthago u. s, w. und im Morgenlande zu Nikomedia, Constantinopel ansehnliche Lehranstalten gestiftet. Augustus Jahrhundert ist eine der glänzenden Perioden in der Geschichte der Wissenschaften und des Geschmackes; die durch seine und seiner Freunde Gunst aufgemunterten Gelehrten hoben ungemein ihre Würde und Eleganz. Die Tonkunst wurde durch neue Erfindungen verbessert. Pylades hatte die Theatralmnsik durch Einführung mehrerer mitklingenden Instrumente in die Orchestik vervollkommnet. — Nach Behauptung einiger soll die Blasbalgorgel in dieser Periode erfunden worden sein. In der Astronomie errang sich den grössten Ruhm der Alexandriner Mathematiker Claudius Ptolemaeus, dessen fehlervolle Lehre von der Bewegung der Planeten, indem keine noch bessere vorhanden war, sich lang behauptete. — Die Fortschritte der Chinesen in der Astronomie waren bedeutend; nach Verbesserung ihres Jahres, fingen sie an den Lauf der Irrsterne zu berechnen und die Bewegungen der Fixsterne zu beobachten. Was die Physik anbelangt, Seneka’s Werke bezeugen keine geringe Kenntniss der Natur. — Plinius maior, auch durch seine Naturgeschichte ausgezeichnet, bediente sich statt des Brennglases einer mit Wasser gefüllten Kugel, er kannte schon Ammoniaksalz und die Electricität des Bernsteins. — Kaiser Hadrian betrieb selbst die Physik und war ein grosser Gönner der Physiker. — Die Schule der orientalischen und neuplatonischen Philosophie hinderte doch durch die Thorheiten der Magie das Studium der wahren Physik. Die Chymie hat man sorgfältiger betrieben. Die Metallurgie, indem es die Noth erheischte, wurde zum Hauptstudium. Die Art und Weise die Metalle aus den Gesteinen auszuscheiden und zu verwenden findet man in den Werken des Diodorus, Plinius, Plutarchus u.s.w. Gold und Bernstein wurden von den Chymikern am höchsten geschätzt. — Auch die Neutralsalze waren schon bekannt. — Die im dritten Jahrhunderte nach Chr. erfundene Alehymie verbreitete sich nur heimlich. Der Umwandlung der unedlen Metalle in edle erwähnt Julius Firmikus, der zur Zeit Constantins des Grossen lebte. Aber vom dritten Jahrhundert an fielen die Künste und Wissenschaften, wie im Sturze, von der lange behaupteten Höhe herab; seit der Zeit der Antoniner tauchte kaum ein durch Wissenschaft oder Kunst ausgezeichnetes Genie empor. — Barbarei und Verfinsterung waren allgemein geworden, durch die, oft in Despotie ausartende Herrschergewalt, Verdorbenheit der Sitten, Verachtung der Gelehrten, und die allem Schönen und Guten nachtheiligsten Bürgerkriege hervorgerufen; so versanken die Wissenschaften in einen tiefen Schlaf, aus dem sie erst nach langer Zeit wieder erwachen sollten. Mittelalter. I. Zeitraum. Vom Jahre Christi 395—800. Hier fand die Kunst und Wissenschaft nur einen kärglichen Stoff und traurigen Zustand. Die In« vasion der Barbaren in das römische Reich war das Signal einer allgemeinen Verwilderung. Ein leeres Blatt stellt am getreuesten den Zustand der Kunst und Wissenschaft bei den Barbaren dar. — Bei den germanischen Völkern riss die schiefe Meinung ein: die Gelehrtheit und Wissenschaft seien unpassende Geschäfte für kriegerische Männer; Waffen, Rosse, Wagen und Jagd hielten sie für ihre edelste und einzige Beschäftigung; die so verwaiste Litteratur nahm ihre Zuflucht zu den Geistlichen und Mönchen; zuerst wurde sie in Italien aufbewahrt; im sechsten Jahrhundert ging sie nach Hybernien, von da nach England über, vom letzteren später wurde sie den Franken und Germanen mitgethcilt. — Die Geistlichen und Mönche mehr mit der