Sikota Győző: Herendi porcelán (Budapest, 1970)
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Das Nachlaßgut. das aus den \ersunkenen mittelalterlichen Siedlungen zutage kommt, belegt ebenso wie die Urkunden, daß das ungarische Volk das Töpferhandwerk stets in hohen Ehren hielt. Auch im Komitat Veszprém, w o Herend liegt, findet man auf Schritt und Tritt Andenken der Töpferei. Ende des 15. Jahrhunderts war auch eine Majolikawerkstätte in der Burg von Buda, am Hof des Königs Matthias Corvinus tätig — die erste Keramikmanufaktur Europas außerhalb der italienischen Grenzen. Die Entwicklung der \ielversprechenden ungarischen Keramik wurde aber durch die hundertfünfzigjährige Türkenherrschaft zurückgedrängt. Das von den Türken befreite Land stand jahrhundertelang unter Habsburgerherrschaft. die. den wirtschaftlichen Interessen ihrer Gesamtmonarchie entsprechend. die Industrialisierung Ungarns unterdrückten. L’m die Monopolstellung der Wiener Porzellanfabrik zu wahren, wurde sogar verhindert. daß in Ungarn gleichzeitig mit anderen europäischen Ländern eine Porzellanindustrie zustandekomme und den Platz einnehme, der ihr ihren alten Traditionen gemäß gebührt hätte. Aus den Kämpfen für die Etablierung der Porzellankunst in Ungarn ging allein Herend siegreich hervor. Die in den letzten Jahrzehnten zwecks Erforschung der Geschichte der Herender Porzellanfabrik eingesetzte wissenschaftliche Arbeit bestätigte eindeutig, daß die Fabrik 1826 bereits existierte: ihr damaliges Wirken ist mit dem Namen des Vinzenz S::ngl verknüpft. Die kleine Manufaktur produzierte Steingutwaren im Geschmack der Zeit und versuchte sich auch mit der Porzellanherstellung. Im Museum von Herend sind einige solche Stücke aufbewahrt, vornehmlich Schüsseln, die im Stil vollständig mit den zeitgenössischen Steingutwaren und den Wiener Produkten übereinstimmen. Aus dem vorhandenen Schrifttum geht hervor, daß Stingi zur Modernisierung seines Betriebes 1825—1830 große Anleihen in Anspruch nahm, die aber den Bedarf nicht deckten. Deshalb sah er sich gezwungen, die Manufaktur einem seiner Gläubiger. Moritz Fischer zu überlassen. Das vom Fischer ab 1839 investierte Kapital hat dem Werk neuen Auftrieb gegeben. Die ersten Porzellan-Versuche fügen sich dem neobarocken Geschmack der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Kennzeichnend für diese Zeit sind auch die Sen ice in Wiener Empire-Stil, mit kobaltblauem, linearem ..Ranftlmuster" unter der Glasur. Bald konnte der Herender Betrieb in Qualität und gemalter Ornamentik vollständig befriedigende H aren hersteilen, und in kurzer Zeit erreichte er das Niveau der Wiener Fabrik. So erschien das bisdahin unbekannte Herender Porzellan 1842 auf der Ersten Ungarischen Kunsthandwerk-Ausstellung und erregte lebhaftes Aufsehen. Diese erfolgreiche Schau steigerte den Kredit der Fabrik und v erlieh ihr die Kraft, auf noch anspruchsv ollere Produktion überzugehen. Das bedeutete, daß man, wie in der europäischen Porzellankunst allgemein, aus der Blütezeit von Meißen. Sèvres. Capo di Monte und Wien stammende Formen und Muster adaptierte. Die in dieser Manier hergestellten neuen Service täuschten oft sogar die Sachverständigen: aus den Herender Brennöfen kamen den Originalen getreue Stücke heraus. Die reiche Färb- und Dekorationsskala der früh gegründeten Meißner Fabrik verleitete auch viele andere europäische Porzellanfabriken zur Übernahme ihres Stils, doch konnten nur wenige Fabriken diesen Einfluß so anspruchsvoll fortentwickeln, wie Herend. Meist wurde aber hier nur das Leitmotiv der Ornamentik übernommen, ansonsten bediente man sich frei der von Wald- und Feldblumen, der Vogelw elt, der Gegend entnommenen Motive, wodurch der Formenschatz ein Herender. ein ungarischer wurde. Unter anderem kam das ..Rotschild—Oiseaux"Muster zustande, so wurde die ..Fleurs des Indes", mit Meißner Vermittlung nach Ungarn gelangt, vereinfacht und kombinativ verändert, als „Apponyi-Muster“ ein auch heute beliebtes Dekor der Fabrik. Sevres übte einen geringeren Einfluß aus. Die mit rosafarbenen und hellblauen Feldern bemalten Mokkaservice mit Schäferszenen auf weißem Fonds in der Mitte, die auf den Kaminzierden erscheinenden Wasservögel und Goldfasane und die beliebten ..Sèvres petites roses d'or" vviderspiegeln den französischen Einfluß. In den 50er Jahren erscheint unter den Entwürfen der Fabrik der orientalische Stil, und Anfang der 60er Jahre Figuren in ungarischer Volkstracht, beziehungsweise aus dem ungarischen Bauernleben entnommene romantische, idealisierte Genrebilder. Damit entfaltete sich endgültig der künstlerische Tätigkeitsfeld der Hochblüte der Fabrik (1851 —1876), der sich in zwei Richtungen entwickelte: die HERENDER PORZELLAN 107