Die frage der Ungarn-Flüchtlinge von 1956 in Iserlohn. Quellensammlunk - A Szabolcs-Szatmár-Bereg Megyei Levéltár Kiadványai II. Közlemények 35. (Nyíregyháza, 2006)

Sándor Galambos: Quellen aus Iserlohn über die Ungarn-Flüchtlinge von 1956

zuerst die Ungarnfrage erörtert. Die Ratsmitglieder wurden über den bereits überwiesenen 1000 DM-Betrag informiert, dann wurde das Schnellbrief des Ministers für Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vorgelesen, in dem er Auskunft darüber anforderte, wie viele Flüchtlinge aus Ungarn die Stadt aufnehmen könne. Der Minister schlug auch die Einbeziehung der Bevölke­rung und der Vereine vor. Der Vertreter der SPD, Schmitz, regte an, nicht nur den Ungarn, sondern auch den Ägyptern Beistand zu leisten. Der Oberbür­germeister zögerte einen diesbezüglichen Beschluss - unter Berufung auf fehlende Hinweise von höheren Stellen - hinaus. Da trat, auch im wortwört­lichen Sinne, weil er seine Wortmeldung wegen der Verspätung mit einer Entschuldigung begann, zum zweiten Mal der Anwalt Klute (FDP) auf, der über den der Stadt zustehenden Aufgaben auch auf die Opferbereitschaft und Verantwortung des Einzelnen appellierte und die sofortige Einleitung der notwendigen Maßnahmen forderte. Über sein Engagement wurde auch in der Zeitung begeistert berichtet, aber am 3. Dezember schrieb der Journalist unter dem Titel „Helfen verboten!" missmutig darüber, dass die Flüchtlings­angelegenheiten ausschließlich von den amtlichen Stellen zu erledigen sind, dadurch werden die Menschen ihres Rechtes auf tatkräftige und sofortige Hilfestellung beraubt. Der Dringlichkeitsantrag der SPD wurde auf die Tagesordnung der zwei­ten Ratssitzung am 4. Dezember gesetzt, in dem die Erhöhung des Hilfs­beitrags eingebracht wurde, mit dem Vermerk, ein Drittel davon den Ägyp­tern zukommen zu lassen. Die CDU wertete den Hilfsantrag für Ägypten als Verbeugung vor Moskau, da er nach ihrer Auffassung im Zeichen der politi­schen Balance entstand. Von mehreren wurde betont, auch in dieser Situation dürfe die Angelegenheit der Flüchtlinge aus der sowjetischen Zone, d.h. der DDR und der deutschen Flüchtlinge aus anderen sozialistischen Staaten nicht vernachlässigt werden. Es entfaltete sich eine besonders lange und lebhafte, durch Zwischenrufe unterbrochene Debatte über die Höhe des Betrages, die Art der Zuteilung und der Abwicklung der Abstimmung. Auf den Antrag des Ratsmitgliedes Lind­ner (CDU) war sich aber die überwiegende Mehrheit des Rates darin einig, dass die Ratsmitglieder aus ihren eigenen Sitzungsgeldern 1000 DM sam­meln. Schließlich bewilligte der Rat 2000 DM für die Hilfsmaßnahmen für die Ungarn und 1000 DM für die der Ägypter. Der dritte Quellentyp wird durch ein einziges, kurzes Dokument repräsen­tiert. Ein örtlicher Jungendlicher, Udo Wiedemeyer, hielt in seinem Tagebuch vom 6. November fest, wie die Mitglieder seines Funkzirkels die Verbindung zu den ungarischen Freiheitskämpfern aufrecht halten, die im Dachboden der

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