Borza Tibor (szerk.): A Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeum évkönyve 1982 (Budapest, Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeum, 1982)
S. Nagy Anikó: A távolsági kereskedelem útvonalai Magyarországon a X-XIV. században
Anikó S. Nagy DIE FERNHANDELSWEGE UNGARNS IM 10-14. JAHRHUNDERT Die Ungarn gehörten bis zur Mitte des 10. Jahrhunderts dem Handelssystem an, dessen Fäden bis nach China, Persien, Byzanz und zur Ostsee reichten. Archäologische Funde, die arabische Dirhemwährung und die Reisebeschreibungen der mohammedanischen Geographen bezeugen die Teilnahme der Ungarn am Osthandel, die auch nach der Landnahme nicht aufhörte. Ihre gesellschaftlich-wirtschaftliche Struktur, ihre Bekleidung, Bewaffnung und Kultur band die Ungarn im 10. Jahrhundert noch stark an den Osten. Die zum guten Teil mohammedanischen ismaelitischen Händler folgten ihren Kunden auch in die neue Heimat. Bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts war der Haupthandelsweg die sog. Kiewer Straße, eine ungarische Abzweigung der Femhandelsstraße Byzanz - Kiew - Krakau — Prag, die vom Verecker Paß bis zur Altbudaer (Alt-Ofner) Fähre führte. In der Ansiedlungspolitik stellte bei der Wahl des Fürsten- und später Königssitzes die Kontrolle der Handelsstraßen, der Besitz der Fähren und Zollplätze einen erstrangigen Gesichtspunkt dar. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts verlagerte sich der Transitverkehr auf eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende, Prag mit Perejaslaw und Byzanz verbindende Straße. Im 12.-13. Jahrhundert belebte sich der Transitverkehr auf der neuen Straße entlang der Donau sowohl in Richtung Byzanz wie auch in Richtung Westen. Daran war auch der Durchmarsch der Kreuzzugheere beteiligt. Ein Beweis für die Bedeutung dieser Straße ist ebenfalls, daß Béla IV. seinen Sitz nach dem Tatareneinfall nach Buda (Ofen) verlegte. Eine enge und durch Handelsverträge verstärkte Beziehung entstand zu den italienischen Handelsstädten. Die Verbindungsstraße zu Lande von Buda über Veszprém nach Venedig schloß auch Transdanubien an das System der Fernhandelsstraßen an. Handelszentren waren die Dreißigstzollplätze. Die erhalten gebliebenen Zolltarife geben Aufschluß über die Importwaren, Straßenverhältnisse und Transportmittel, dagegen enthält das Ofner Stadtrecht Angaben über die Regelungen für die fremden Kaufleute. Die italienischen Fernhändler (Florentiner, Venezianer) führten Goldschmiedearbeiten, Seidenstoffe, Gewürze, Perlen und Edelsteine mit sich, die westlichen (zumeist aus den süddeutschen Städten) im allgemeinen die verschiedensten Arten Tuch. Uber die Ausfuhr besitzen wir nur wenig Angaben, die ausländischen Kaufleute suchten Ungarn hauptsächlich der Edelmetalle wegen auf. Der blühende Handel des mittelalterlichen Ungarn gründete sich nicht auf die heimische Warenproduktion, sondern bestand lange Zeit in einer Mittlerposition. Die Waren ausländischer Herkunft dienten zumeist dem Prunk des königlichen Hofes und der kirchlichen wie weltlichen Herren. 49