Borza Tibor (szerk.): A Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeum évkönyve 1970 (Budapest, Magyar Kereskedelmi és Vendéglátóipari Múzeum, 1970)
B. Sergő Erzsébet: XV. századi edényformák továbbélése a magyar vendéglátóiparban
ERZSÉBET BENCSIK SERGÖ DAS WEITERLEBEN VON GEFÄSSFORMEN DES 15. JAHRHUNDERTS IM UNGARISCHEN GASTSTÄTTENWESEN Von den erhaltenen Bänden der Bibliotheca Corviniana ist vom Gesichtspunkt des Museums für Gaststättengewerbe Ungarns der in der Fachliteratur als Encyclopedia Medica bekannte Kodex am interessantesten. Dieser Kodex wird in der Biblioteca Casanatense (Rom) aufbewahrt und ist eine naturwissenschaftliche Arbeit, die die Verwendung von Pflanzen, Tieren und Mineralien in der Medizin beschreibt. Auf acht Seiten wird die Zubereitung der Weine dargelegt, und die Heilwirkung der verschiedenen Weine — dem Kanon des Diodeskorydes nach — aufgezählt. Bei der Zubereitung der Weine und den Indikationen sind auf den Kodexblättern einige Aquarelle zu finden. Diese Aquarelle sind thematisch nicht eng mit der Zubereitung der Weine verbunden, sie hängen aber in jedem Fall mit dem Wein, mit der Lagerung und Servierung des Weins eng zusammen. Da es in Ungarn nur sehr wenige mittelalterliche Darstellungen hiervon gibt, nahmen wir die Zeichnungen der Gefässe und der übrigen mit dem Wein zusammenhängenden Geräte mit grosser Freude auf. Unter diesen Geräten sind viele zu finden, die — was die Form betrifft — im Gebrauch des heutigen Gaststättenwesens weiterleben. Von den Gefässen haben vor allem die Butten, die Fässe, die Abfüllgefässe und die Lagerhölze bis zum heutigen Tage die auch im Kodex dargestellten Formen bewahrt. Von den Gefässen stellen die heutigen irdenen Weinkrüge, viele Karaffenformen, die walzenförmigen Becher usw. Formen dar, deren Vorbilder nach der Aussage unseres Kodexes auch im 15. Jahrhundert zu finden waren. Der im Corvina-Kodex behandelte gezimmerte Wirtshaustisch war um 1900 noch in den ungarischen Dorfschenken bekannt, gegenwärtig wird er jedoch nicht mehr gebraucht. Am auffallendsten ist die formelle Ähnlichkeit im Falle des Weinserviertabletts und der walzenförmigen Becher. Die Encyclopedia Medica stellt ein Tablett mit solchen Bechern dar, ähnliche Becher und Tablette sind im Gaststättenwesen auch in unseren Tagen bekannt. Die Bedeutung der Illustrationen in der Encyclopedia Medica wird dadurch erhöht, da sie nach den Quellen die Arbeit eines Illuminators aus Buda sind, und so eindeutig in Ungarn verfertigt worden sind. 8* 90