Kerényi Ferenc szerk.: Színháztudományi Szemle 28. (Budapest, 1991)
IDEGEN NYELVŰ ÖSSZEFOGLALÓK
— waren in allen Landern der Region in das nationale, kulturelle Legendär integriert. Die Dramatik entwickelte sich aber in dieser Region nicht ohne Brüche. Richard Prazak (Brünn) stellte in seinem Vortrag "Böhmische Schauspieler und Musiker in Pest-Ofen an der Wende vom 18. zum 18. Jahrhundert" fest, daß die Wirkung der böhmischen Schauspieler und Musiker durch die Vermittlung deutscher Schauspielkunst zur Geltung kam. Als Komponisten schufen sie nicht nur den bedeutenden Teil des "Gesangspiel-Programms", sondern hatten auch an der Gründung des ungarischen romantischen Musikstils teü, insofern sie ungarische Themen und Texte ungarischer Dichter vertonten. Andreas Kotte (Berlin) untersuchte in seinem Vortrag "Nationale Schauspielkunst im Nationaltheater" an einem konkreten historischen Beispiel (an der Tätigkeit von August Wilhelm Iffland als Dramatiker und Intendant in Berlin von 1796 bis 1806) die Frage, warum kein deutsches Nationaltheater entstehen konnte. Da der preußische Hof das National theater in Berlin im Jahre 1789 dem König unterordnete, betrachtete man das Theater als Mittel der staatlichen Macht, als Mittel zur Verwirklichung des Erziehungsprogramms des 'Vaters der Nation". Erst nach 1810 wurde dem Theater eine gewisse Freiheit zugesprochen — aber nur im wirtschaftlichen Bereich. Valentin Süvestru (Bukarest) erinnerte in seinem Vortrag "Wir nehmen unsere Vorgänger in die Ewigkeit mit" an die revolutionären Traditionen der rumänischen Schauspielkunst und verwies dabei auch auf die besten Leistungen der rumänischen Dramatik in den Gattungen des historischen Dramas und der satirischen Komödie. Der Titel des Vortrags von Alojz Ujes (Belgrad) lautete "Die Rolle des Theaters in der Entstehung der südslawischen Staaten". Obwohl diese Region kuitureü gesehen nicht einheitlich ist (Religionsunterschiede, Zugehörigkeit einzelner Gebiete zu verschiedenen Staaten), ermöglichten die ethische Verwandtschaft und die gemeinsamen sprachlichen Quellen, daß die südslawischen Nationon — unter Anleitung einer jungen Intelligenzschicht — eine im Grunde genommen gleiche Entwicklungsrichtung nahmen. Im Laufe dieser Entwicklung wandelte sich das mit der Religion und Schule zusammenhängende Schauspiel sowohl in den städtischen als auch in den Wandertruppen zum Beruf. Auch das erste serbische nationale Theater — in Europa aUeinstehend — war ursprünglich von 1861 bis 1914 eine Wandertruppe. Der neue jugoslawische Staat verfügte daraufhin über sechs bedeutende Theaterzentren und mehr als 40 Theatergebäude. Pirkko Koski (Helsinki) untersuchte in der finnschen Theatergeschichte den Weg "Von der sprachlichen zur kulturellen Dominanz". Hier spielte das schwedische Theater jene kulturvermittelnde Rolle, wie sie das deutsche in Mitteleuropa spielte. Die finnische Schauspielkunst als "Nationalunternehmen" übte gegen Mitte und in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts einen großen Einfluß auf die Entwicklung der Kultur aus. Die Beispiele der finnisch-ungarischen Theaterbeziehungen (von 1885 bis heute) zeigten interessanterweise, daß sich auch zwischen den "Randgebieten" des Kontinents Beziehungen entfalten konnten. In einer anspruchsvollen Arbeitshypothese "Die Entstehung des National- und Volkstheater modell s in Mittelosteuropa im 19. Jahrhundert" fand Ildikó Sirató (Budapest) eine geeignete Methode für die komparative Analyse der konkreten theatergeschichtlichen Erscheinungen in den historischen Veränderungen des oben genannten zweipoligen Theatermodells.