Benke István, Peter Huber: Palackba zárt bányászat (MOIM Közleményei 29; Zalaegerszeg, 2006)
BERGBAUFLASCHEN AUS DEM GEBIET DER EHEMALIGEN ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE
In den oberen Etage erkennt man bei älteren Flaschen auch grüne oder etwas vergoldete „Bergkegel", teils mit spiralförmig ansteigendem Weg und kleinen Stollenmundlöchern. Einige Flaschen enthalten auch eine Volkstanzgruppe mit Stehgeiger (Abb. 5). Schließlich kommen gelegentlich auch religiöse Motive vor, so beispielsweise in einem Falle die sieben Sakramente oder Christus am Kreuz. FIGUREN UND BERGMANNSTRACHT Die Holzschnitzarbeiten in den Eingerichten sind je nach Hersteller fein- bis grob geschnitten, polychrom und 3-5 cm groß. Die Zuordnung auf bestimmte Hersteller oder Herkunffsgebiete aus der figuralen Darstellung allein ist schwierig, doch können alle anderen Merkmale der Einrichtung wie Konstruktionselemente, verschiedene Modelle und deren Positionierung usw. hiezu wesentlich beitragen. Der Habitus der Figuren, bestimmte Gesichtsmerkmale, Farbenwahl und Bemalung können gleichermaßen als hilfreiche Kennzeichen dienen. In den Flaschen vom Typ E sind die enthaltenen, dünngliedrigen Figuren nicht aus Holz gefertigt, sondern aus Blei gegossen worden. Für eine grobe Zeit- und Ortsbestimmung sind die Trachten von Bedeutung. Wie auch in anderen Volkskunstbereichen wurden die Bergleute und -beamten stets in ihrer jeweiligen Festtags- (Gala-, Parade-jtracht dargestellt; dabei scheinen vielleicht auch Trachten auf, die zu Lebzeiten des Herstellers nicht mehr in Verwendung standen. In vielen hier erfassten bergmännischen Geduldflaschen aus der alten Monarchie tragen die Bergleute weiße Blusen bzw. Röcke und rote Hosen (in den alten Objekten Bundhosen und weiße Strümpfe, in jüngeren - etwa ab dem Ende des 18. Jahrhunderts - Schafthosen mit Stiefeln). Die Kopfbedeckung ist meist ein grüner Schachthut, bei jüngeren Objekten auch Tschako-ähnlich. Diese Bergmannstracht entspricht der „ungarischen", besonders aus dem Revier der „alten sieben niederungarischen Bergstädte" im heutigen mittelslowakischen Erzgebirge mit den Hauptorten Schemnitz, Kremnitz und Neusohl, wobei die kurzen und langen roten Hosen wohl sehr lange gleichzeitig - vielleicht ortsweise verschieden - getragen worden sind. Die weiß-roten Trachten sind in diesen Revieren schon seit dem frühen 16. Jahrhundert nachgewiesen. Ihre Darstellung findet sich etwa im berühmten Altarbild aus 1513 von Rosenau (Roznava, Rozsnyó; eine der „alten sieben oberungarischen Bergstädte" in der östlichen Slowakei) sowie in diversen Plastiken und Gemälden aus dem 18. Jahrhundert in den mittelslowakischen Bergorten. Gegen Ende des 18. und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden in den genannten Bergstädten von den ungarischen - meist jedoch slowakischen - Häuern als Festtracht weiße Leinenjacken mit Stehkragen, rote Schafthosen mit gelben Bordüren in ungarischer Adjustierung und zunächst hohe, später Tschako-artige grüne Mützen getragen. Die deutschstämmigen hatten weiße Jacken, weiße lange Leinenhosen und grüne hohe Schachthüte. Diese Festkleidung wurde bis in die dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts angelegt. All die be-