Benke István, Peter Huber: Palackba zárt bányászat (MOIM Közleményei 29; Zalaegerszeg, 2006)
BERGBAUFLASCHEN AUS DEM GEBIET DER EHEMALIGEN ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE
in gläserne Flaschen so wunderb ahrlich I dass man es von keinem mit Händen curiöser sehen kann." Die Rede ist von Matthias Buchinger, der ohne Hände und Beine zur Welt kam! Der trotz seiner Behinderung unglaublich geschickte Buchinger führte bereits 1711 etwa in Giessen seine Künste vor und muss damals auch Geduldflaschen dem staunenden Publikum gezeigt haben. Später wanderte er mit seiner Familie nach England aus. Zumindest ein datiertes Eingericht von Matthias Buchinger ist in einem kleinen englischen Museum (Snowshill Manor, Broadway, Worcestershire) erhalten geblieben: Eine Bergwerksflasche mit Wasserrad, Pumpgestänge, Pochwerk und Haspel, gebaut in 2 Etagen, datiert und signiert von Matthias (Matthew) Buchinger, Chester, England, 20. 10. 1719. Eine Bergwerksflasche aus dem Thüringer Heimatmuseum in Saalfeld an der Saale ist hier ebenfalls zu nennen und muss um 1725 entstanden sein. Die Flasche ist mit dem Monogramm „JE" verziert (diese Buchstabenkombination bezieht sich wohl auf Herzog Johann Ernst von Sachsen-Saalfeld, der 1680-1729 regierte). Das Eingericht dürfte aus dem Bereich des ehemaligen Goldbergbaues bei Reichmannsdorf in Thüringen stammen, der zwischen 1717 und 1728 in Blüte stand. Das Eingericht ist in 2 Etagen gebaut und enthält u. a.: ein Spruchband, eine Wasserpumpe mit Rad, ein Pochwerk und eine Haspel. Noch zu überprüfen wäre, ab Matthias Buchinger als Hersteller in Frage kommt! Das vielleicht älteste „ungarische" Flaschenbergwerk ist im Jahr 1737 gebaut worden. Der Aufenthaltsort der Flasche war lange Zeit nicht bekannt (es existieren nur zwei Fotos), nun befindet sie sich im Magyar Olajipari Múzeum, Zalaegerszeg. DAS GLAS DER BERGBAUFLASCHEN Die alten bergmännischen Eingerichte sind in handgefertigten („mundgeblasenen") rechteckigen Flaschen aus dem 18. und dem 19. Jahrhundert eingebaut. Die Durchschnittsgröße der Flaschen beträgt etwa 12 x 9 x 26 cm mit rund 2 Liter Inhalt, wobei erhebliche Abweichungen beobachtet werden können. Der eingesetzte Flaschenhals hat meist eine lichte Weite von ca. 1 Zoll (rund 2,5 cm), die Höhe des Halses beträgt 1 bis 8 cm. Im Gegensatz zu den alten sächsischen Geduldflaschen, die häufig quadratischen Querschnitt aufweisen, sind die „ungarischen" Flaschen meist rechteckig im ungefähren Verhältnis 4 : 3. Eine exakte Feststellung des genauen Alters der Flaschen ist kaum möglich. Der Übergang von der manuellen zur maschinellen Fertigung der Glasflaschen war fließend, regional sehr verschieden und kann mit 1870-1900 angesetzt werden. Im Umkreis der meisten Erzbergbaue bestanden zudem Glashütten, die solche Flaschen (wohl vorwiegend für Weintransporte) herstellten. Außerdem wurden ähnliche Behältnisse in der Probierkunst - etwa für Königswasser - sowie in Apotheken verwendet. (Abb. 1)